König Charles salutiert
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„Trooping the Colour“

König Charles feiert Premiere bei Parade

Zum ersten Mal seit seiner Thronbesteigung im September des Vorjahres ist der britische König Charles III. am Samstag mit der traditionellen Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ in London geehrt worden. Etwa 1.400 Soldatinnen und Soldaten, 400 Mitglieder von Militärkapellen sowie 200 Pferde marschierten auf. Anders als bei Charles’ Krönung blieb Regen diesmal aus.

Die Zeremonie gibt es bereits seit Jahrhunderten. Vermutlich fand sie erstmals unter König Charles II. (1660–1685) statt und ist seit 1760 jährlich offizielle Veranstaltung zu Ehren des offiziellen Geburtstags des Königs oder der Königin. Der Name ergibt sich von den „Colours“ genannten Regimentsfahnen. Sie wurden ursprünglich den Soldaten präsentiert, damit diese sie auf dem Schlachtfeld erkennen, wo sie als Sammelpunkt dienten.

Die Parade findet, unabhängig vom tatsächlichen Geburtstag des Monarchen bzw. der Monarchin, stets im Juni statt, weil das Wetter dann meist am stabilsten ist in England. Trotz Bewölkung war es am Samstag in London trocken und nicht mehr ganz so heiß wie in den Tagen zuvor, als das Thermometer fast 30 Grad zeigte. Bei Proben waren mehrere uniformierte Soldaten in Ohnmacht gefallen.

Soldaten während der Parade
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Mit Marschmusik marschierten in London Hunderte Soldaten und Soldatinnen auf

Pferd statt Kutsche

Am Samstag saß erstmals seit 1986 ein britisches Staatsoberhaupt bei „Trooping the Colour“ selbst auf einem Pferd. Charles ritt mit tief ins Gesicht ragender Bärenfellmütze vom Buckingham-Palast über die Prachtstraße The Mall zum Paradeplatz Horse Guards Parade, auf dem der König seine Truppen inspizierte. Er blieb während der Zeremonie im Sattel sitzen. Seine im September vergangenen Jahres verstorbene Mutter Queen Elizabeth II. hatte sich dieser Strapaze zuletzt im Alter von 60 Jahren ausgesetzt, danach nutzte sie die Kutsche.

Königin Camilla und Prinzessin Kate
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Queen Camilla und Prinzessin Kate folgten Charles in einer Kutsche

1981 war es während der Parade sogar zu einem Attentatsversuch auf die Queen gekommen, als ein Mann sechs Schüsse auf sie aus dem Publikum abfeuerte. Er traf jedoch nicht, und die Königin ritt unbeirrt weiter. Charles’ erste Parade lief ohne Zwischenfälle ab.

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Prinz Charles in Uniform auf Pferd
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König Charles III. in roter Uniformjacke und mit traditioneller Bärenfellmütze nahm erstmals „Trooping the Colour“ ab
Prinz William  in Uniform auf Pferd
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Thronfolger Prinz William ritt unmittelbar hinter seinem Vater
Prinz George, Prinz Louis und Prinzessin Charlotte
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Auch die drei Kinder von William und Prinzessin Kate, George, Charlotte und Louis, folgten der Parade
Soldaten bei der Parade
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An dem vom Fernsehen live übertragenen royalen Großereignis beteiligten sich rund 1.400 Soldaten und 400 Musiker sowie 200 Pferde
Geburtstagsballons
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Zehntausende Royal-Fans hatten sich entlang der Route versammelt, um einen Blick auf das Spektakel und die königliche Familie zu werfen
Flugshow über dem Buckingham Palast
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Zum Abschluss der Parade färbte die Kunstfliegerstaffel Red Arrows den Himmel weiß, rot und blau (die Farben des Union Jack)

Spektakuläre Flugshow

Abschluss und Höhepunkt von „Trooping the Colour“ ist stets der Überflug von Militärflugzeugen und Hubschraubern der Royal Air Force über den Buckingham-Palast. In diesem Jahr war die Flugschau sogar größer ausfallen als sonst, weil sie bei der Krönung von König Charles am 6. Mai wetterbedingt beinahe vollständig abgesagt werden musste.

„Trooping the Colour“ in London

Es ist eine jahrhundertealte Tradition: Zur Feier des Geburtstages des Monarchen zeigt das britische Militär in einer großen Parade, was es kann.

70 Flugzeuge und Hubschrauber donnerten über den Palast. Darunter auch historische Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg wie der Lancaster Bomber und die Jagdflugzeuge Spitfire und Hurricane. Eine Formation aus 18 Eurofighter-Jets bildete die lateinischen Initialen des Königs „CR“ (Carolus Rex). Zum Abschluss färbte die Kunstfliegerstaffel Red Arrows den Himmel weiß, rot und blau (die Farben des Union Jack).

Charles wirkte sichtlich gerührt, als er mit anderen Mitgliedern der Royal Family der jubelnden Menge zum Ende der Parade vom Balkon des Buckingham-Palasts zuwinkte. Zehntausende Royal-Fans, die sich versammelt hatten, um einen Blick auf das Spektakel zu werfen, sangen die Nationalhymne „God Save the King“. Im Green Park und am Tower of London wurden Kanonensalven abgefeuert.

die royale Familie am Balkon des Buckingham Palast
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Die royale Familie zeigt sich der Menge, Prinz Louis schneidet wie gewohnt Grimassen

Titel und Orden verliehen

Traditionell zeichnete der König anlässlich seines offiziellen Geburtstags auch prominente und weniger bekannte Menschen, die sich um die Allgemeinheit und den Staat verdient gemacht haben, mit royalen Ehrentiteln aus. Charles ernannte den Gynäkologen Alan Farthing, der Prinzessin Kate bei der Geburt ihrer Kinder George, Charlotte und Louis betreut hatte, zum „Commander“ des Ritterordens Royal Victorian Order. Farthing gilt als Experte für gynäkologische Krebserkrankungen und arbeitet auch am privaten King Edward VII’s Hospital in London, das sich seit Jahrzehnten um die Mitglieder der Royal Family kümmert.

Die höchsten Ehren erhielten die „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour, Booker-Preisträger Ian McEwan und der Medizinprofessor John Bell von der Universität Oxford, denen der Orden „Companions of Honour“ verliehen wurde. Der 1917 gegründete Orden, der Verdienste von nationaler Bedeutung würdigt, hat nur wenige Dutzend Mitglieder.

Indessen gab Prinz William, der in den vergangenen Monaten medial im Schatten seines Bruders Harry stand, der „Times“ ein seltenes Interview, das am Samstag veröffentlicht wurde. Darin legte er sein Engagement im Kampf gegen Obdachlosigkeit dar und kündigte an, das Problem auch mit dem ihm als Prince of Wales inzwischen zur Verfügung stehenden Grund- und Immobilienportfolio anzugehen. Wie genau, sagte er noch nicht.