Hitzewelle in Indien: Streit über Opferzahlen

Eine Hitzewelle im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat eine Debatte über die gemeldeten Opferzahlen ausgelöst. Im Bezirk Ballia wurden von Donnerstag bis Samstag 54 Tote gemeldet, berichtete die BBC heute. Ein Arzt, der behauptet hatte, dass diese Todesfälle im Zusammenhang mit der Hitze stünden, wurde mittlerweile versetzt – was für Kritik sorgte.

Die Regierung des Bundesstaates richtete daraufhin ein Gremium ein, das nun einen Bericht über die Todesfälle anfertigen soll. In der vergangenen Woche lagen die Temperaturen in mehreren Teilen von Uttar Pradesh zwischen 42 und 47 Grad Celsius. Die Regierung riet vor allem älteren Menschen, in den Häusern zu bleiben.

Vorerkrankungen dürften Rolle gespielt haben

Der Leiter der Klinik in Ballia sagte schon am Freitag, dass es etwa 25 Todesopfer gebe und die Hitze ein Faktor gewesen sein dürfte. Er verwies auch auf Vorerkrankungen und das hohe Alter der Opfer. Einen Tag später wurde er versetzt, so die BBC. Brajesh Pathak, der stellvertretende Ministerpräsident des Bundesstaates, bezeichnete die Aussage des Arztes als „unvorsichtig“, fügte jedoch hinzu, dass die Regierung die Situation „sehr ernst“ nehme.

Einer der nun eingesetzten Ermittler sagte, man könne derzeit nicht bestätigen, ob die Hitze eine Rolle gespielt habe, da andere Bezirke, die ähnliche Temperaturen erlebten, nicht derartig viele Todesfälle gemeldet hätten.

Auch Infektion als mögliche Ursache

Gegenüber der Presse hieß es, dass das beobachtete Fieber bei Opfern nicht so hoch ausgefallen sei wie typisch für eine Hitzewelle. Die Beamten erklärten, dass sie deshalb auch mögliche Infektionsquellen, etwa eine Verunreinigung des Wassers, untersuchten. Das Thema löste einen politischen Streit aus, bei dem führende Oppositionspolitiker der Regierung vorwarfen, sie habe die Menschen nicht vor der Hitzewelle gewarnt und damit fahrlässig gehandelt.

Hitzewellen sind in Nordindien keine Seltenheit, vor allem im Mai und Juni, aber Fachleuten zufolge sind sie intensiver und häufiger geworden und dauern länger an.