Titanic
Reuters
Fünf Personen an Bord

Suche nach verschollenem „Titanic“-U-Boot

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: US- und kanadische Suchteams versuchen mit allen Kräften ein verschollenes Touristen-U-Boot zu finden, das am Sonntag bei einem Tauchgang zum Wrack der „Titanic“ verschwunden ist. Fünf Personen befinden sich an Bord der „Titan“, etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs ging der Kontakt zu dem kleinen U-Boot verloren. Die Suche verlief bisher erfolglos.

Laut US-Küstenwache wurde bisher keine Spur von dem Tauchboot entdeckt. Laut aktuellen Angaben müsste die Luft im „Titan“ noch für rund 40 Stunden reichen. Bei der Suche handelt es sich laut Küstenwache um ein sehr komplexes Unterfangen. Ein Team, das sich aus der Küstenwache, Angehörigen der US-Nationalgarde und kanadischen Streitkräften zusammensetze, arbeite „rund um die Uhr“ daran, diese hochkomplexe Suche zu bewerkstelligen, sagte der Koordinator der US-Küstenwache für die Operation, Jamie Frederick, am Dienstag in Boston.

Alle verfügbaren Mittel und Fachkenntnisse würden so schnell wie möglich zusammenzugebracht. Es geht derzeit darum, das Tauchboot an der Wasseroberfläche oder in der Tiefe des Ozeans aufzuspüren. Dafür würden mehrere Flugzeuge und Schiffe sowie Bojen mit Sonar an Bord eingesetzt, die Geräusche in einer Meerestiefe von bis zu 4.000 Metern erfassen können, so Mauger.

Erst wenn man genau wisse, wo das U-Boot ist, könne eine mögliche Rettung angegangen werden. Bei der großangelegten Rettungsaktion arbeitet die US-Küstenwache mit kanadischen Einsatzkräften und privaten Booten und Handelsschiffen an der vermuteten Stelle rund 1.500 Kilometer östlich der US-Metropole Boston zusammen. An Bord befinden sich unter anderem ein britischer Milliardär und ein pakistanischer Geschäftsmann mit seinem Sohn.

Sauerstoff wird knapp

Die Suche ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Der Sauerstoff in der knapp sieben Meter langen „Titan“ reicht nach Betreiberangaben für insgesamt 96 Stunden. Das Boot wird allerdings bereits seit Sonntag vermisst.

Das Unternehmen OceanGate Expeditions bestätigte, dass Menschen an Bord seien. „Wir prüfen und mobilisieren alle Optionen, um die Besatzung sicher zurückzubringen“, zitierte die BBC aus einer Mitteilung.

Ein Uboot der OceanGate Expeditions
AP/OceanGate Expeditions
Das Tauchboot „Titan“ des Unternehmens OceanGate Expeditions

Kontakt nach 105 Minuten verloren

Das Unternehmen bringt gelegentlich Privatleute zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“, die auf dem Grund des Ozeans in 3.800 Meter Tiefe liegt. Die Tour vom Heimathafen der „Titan“, St. John’s auf der kanadischen Insel Neufundland, kostet 250.000 Dollar (rund 230.000 Euro).

Die fünf Vermissten in dem U-Boot von OceanGate hatten den Tauchgang den Angaben zufolge am Sonntagvormittag (Ortszeit) begonnen. Die Besatzung des kanadischen Begleitschiffs „Polar Prince“ habe nach etwa 105 Minuten den Kontakt verloren.

Milliardär bei Tauchgang dabei

Maximal drei Touristen bzw. Touristinnen befinden sich pro Tauchgang auf der „Titan“. Zu den Insassen gehört auch der milliardenschwere britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding, der seine Teilnahme in sozialen Netzwerken angekündigt hatte. Wie die britische Nachrichtenagentur PA am Dienstag meldete, bestätigte Hardings Unternehmen Action Aviation, dass er einer der fünf Insassen ist.

Tauchboot zu „Titanic“-Wrack vermisst

Ein Tauchboot, das gelegentlich Touristen zum Wrack der „Titanic“ bringt, wird im Atlantik vermisst. Derzeit werde vor der Küste der kanadischen Insel Neufundland nach dem Gefährt gesucht, teilte die Küstenwache in der US-Stadt Boston mit. Das Privatunternehmen OceanGate Expeditions bestätigte, dass Menschen an Bord seien.

„Es bleibt noch genügend Zeit, um einen Rettungseinsatz zu ermöglichen, für diesen Fall ist Ausrüstung zum Überleben an Bord“, sagte Manager Mark Butler. „Wir alle hoffen und beten, dass er gesund und munter zurückkommt.“

Harding ist als Abenteurer bekannt. Er hält mehrere Guinness-Weltrekorde, darunter den längsten Tauchgang im Marianengraben, dem tiefsten Ort der Erde, im März 2021. Im Juni 2022 flog der Brite ins All. Action Aviation hatte am Sonntag in sozialen Netzwerken mitgeteilt, dass Harding an der „Titanic“-Expedition teilnimmt.

Pakistanischer Geschäftsmann und Sohn an Bord

An Bord sind auch ein pakistanischer Geschäftsmann und sein 19-jähriger Sohn. „Unser Sohn Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman hatten sich auf eine Reise begeben, um die Überreste der ‚Titanic‘ im Atlantischen Ozean zu besichtigen“, zitierten britische Medien aus einer Mitteilung der Familie.

„Bis jetzt ist der Kontakt zu ihrem Tauchboot unterbrochen, und es stehen nur begrenzte Informationen zur Verfügung.“ Dawood lebe in Großbritannien und arbeite als Unternehmensberater. Laut „Daily Mail“ ist der 48-Jährige einer der reichsten Männer Pakistans.

Reporter: Mit Gamecontroller gesteuert

Der Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte, sagte der BBC, das Gefährt habe auf ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. „Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Controller“, sagte Pogue.

Ein Teil des Ballasts bestehe aus Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder leckschlage, „gibt es kein Back-up, keine Rettungskapsel“, sagte er. Der ehemalige U-Boot-Offizier Frank Owen sagte der BBC, die größte Herausforderung für die Eingeschlossenen sei es, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen.

Experte: Stockfinster und erheblicher Wasserdruck

Der Ozeanforscher Robert Blasiak vom Stockholm Resilience Centre wies auf die schwierigen Bedingungen im Suchgebiet hin. „Der Ozean ist im Durchschnitt vier Kilometer tief, dieses U-Boot befindet sich also in großer Tiefe“, sagte Blasiak der BBC.

Suche nach verschollenem „Titanic“-U-Boot

Im Atlantik vor der Küste Nordamerikas ist vor über 110 Jahren die Titanic gesunken. Das Wrack ist Sehnsuchtsort von Abenteurern geworden, doch das birgt Gefahren. Aktuell läuft eine Suchaktion nach einem vermissten Tauchboot.

Licht dringe höchstens einen Kilometer weit in die Meeresoberfläche ein, es sei also stockfinster bei gleichzeitig erheblichem Wasserdruck. „Wir wissen, wo die ‚Titanic‘ ist, aber wir wissen nicht, wo das Tauchboot ist. Es könnte also sein, dass es bei Weitem nicht so tief ist, und darauf sollten wir alle zum jetzigen Zeitpunkt hoffen.“

Mehrere Szenarien möglich

Der U-Boot-Experte Alistair Greig vom University College London nannte im BBC-Gespräch mehrere mögliche Szenarien des Vorfalls. Bei einem Strom- oder Kommunikationsausfall könne es sein, dass das Tauchboot zur Oberfläche getrieben wird. Deutlich schlechter wäre die Lage, sollte der Rumpf beschädigt worden sein und es ein Leck geben. „Dann ist die Prognose nicht gut“, sagte Greig.

Schwierig wäre es auch, wenn das U-Boot nicht mehr aus eigener Kraft vom Meeresboden aufsteigen könne. „Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter ist, nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher“, sagte der Experte. „Die für die U-Boot-Rettung der Marine konzipierten Fahrzeuge können sicherlich nicht annähernd in die Tiefe der ‚Titanic‘ vordringen. Und selbst wenn sie es könnten, bezweifle ich sehr, dass sie an der Luke des Touristentauchboots festmachen könnten.“

Touren dauern acht Tage

Bei der „Titan“ handelt sich im engen Sinne um ein Tauchboot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt. Nach Unternehmensangaben ist die „Titan“ 6,70 Meter lang.

OceanGate zufolge dauern die Touren des Unternehmens, die von Neufundland aufbrechen, insgesamt acht Tage. Das Unternehmen bewirbt die Fahrten mit dem Tauchboot laut BBC als Chance, „aus dem Alltag herauszutreten und etwas wirklich Außergewöhnliches zu entdecken“. Die Firma hatte kürzlich mitgeteilt, dass eine Expedition unterwegs sei. Es sollte sich dabei voraussichtlich um die einzige solche Expedition in diesem Jahr handeln, so Medien.

„Titanic“ bei Jungfernfahrt gesunken

Die „Titanic“ war 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken, mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 in rund 3.800 Meter Tiefe entdeckt.

Filme wie der Blockbuster „Titanic“ (1997) mit den Hollywood-Stars Kate Winslet und Leonardo di Caprio heizten bereits seit der Stummfilmzeit das Interesse an der Katastrophe weiter an. Erst vor Kurzem hatten Wissenschaftler mit Hilfe hochauflösender 3-D-Bilder die bisher genaueste Darstellung des Wracks geboten.