Ratingagentur: Russische Wirtschaft besser als gedacht

Die russische Wirtschaft schlägt sich nach Prognose der europäischen Ratingagentur Scope besser als bisher erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr nur um 0,8 Prozent schrumpfen, heißt es in der neuen Konjunkturvorhersage, die der Nachrichtenagentur Reuters heute vorlag.

Bisher waren die Analysten von einem Einbruch um 4,0 Prozent ausgegangen, nach einem Minus von 2,1 Prozent 2022. Für das kommende Jahr wird mit 0,9 Prozent Wachstum gerechnet.

„Die russische Wirtschaft wird 2023 erneut schrumpfen, wenn auch aufgrund günstiger Energiepreise und höherer Staatsausgaben nicht so stark wie im vergangenen Jahr“, schreiben die Scope-Analysten Jakob Suwalski und Brian Marly. „Aber die hohen Haushaltsdefizite deuten auf kommende Herausforderungen hin, da der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen ihren Tribut fordern.“

Asiatische Wirtschaftsmächte wie China und Indien würden Russland aber alternative Handelswege und Märkte eröffnen. Das schwäche die Folgen der wegen des Ukraine-Krieges verhängten westlichen Sanktionen ab und stütze die Wirtschaft.

Arbeitskräftemangel verschärft Preisdruck

Die hohe Inflation wird der Studie zufolge die Konjunktur belasten. Die Verbraucherpreise sollen in diesem Jahr um durchschnittlich sechs Prozent steigen. „Der zugrundeliegende Preisdruck wird durch den Arbeitskräftemangel verschärft, der auf die Mobilisierung von Männern im arbeitsfähigen Alter für den Krieg in der Ukraine und die beschleunigte Auswanderung zurückzuführen ist“, heißt es.

Scope rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit im Staatshaushalt von 3,8 Prozent des BIP. Die russische Regierung geht bisher nur von einem etwa halb so starken Minus von zwei Prozent aus. Auch für das kommende Jahr erwartet die Ratingagentur eine Neuverschuldung angesichts des schwachen Wachstums und hoher Militärausgaben: Dann soll das Defizit 2,8 Prozent betragen.

„Die zunehmende Abhängigkeit von der Rüstungsindustrie verringert die Diversifizierung der russischen Wirtschaft, was wiederum die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums beeinträchtigt“, so die Prognose.