Flüchtlingsboot vor Kanaren gesunken: Viele Tote befürchtet

Mehr als 30 Geflüchtete sind offenbar auf der Fahrt mit einem Schlauchboot von Marokko zu den Kanaren ertrunken. Die NGOs Walking Borders und Alarm Phone teilten gestern mit, dass ursprünglich 59 Personen in dem betroffenen Boot gewesen seien. Bei der Zahl der Opfer machten die NGOs unterschiedliche Angaben. Während Walking Borders von 39 Toten sprach, war bei Alarm Phone von 35 Vermissten die Rede.

Keine Bestätigung von Küstenwache und Behörden

Weder die spanische Küstenwache noch die marokkanischen Behörden wollten die Zahl der Menschen auf dem Boot noch die Zahl der Vermissten bestätigen.

Aus Kreisen der spanischen Küstenwache verlautete, dass etwa 88 Meilen südöstlich von Gran Canaria 24 Personen durch den marokkanischen Seerettungsnotdienst gerettet worden seien.

NGO: Geflüchtete baten stundenlang um Rettung

Laut Walking Borders sollen die Menschen an Bord des Bootes zuvor mehr als zwölf Stunden lang um Rettung gebeten haben. Die Überlebenden seien nach Kap Bojador an der afrikanischen Nordwestküste gebracht worden.

Die NGOs werfen Spanien vor, seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt zu haben, da sich das Schlauchboot nach internationalem Recht im Such- und Rettungsgebiet des Landes befand. Das würde bedeuten, dass Madrid anstelle von Rabat die Operation hätte leiten müssen.

Die spanische Nachrichtenagentur EFE berichtete, dass ein spanisches Rettungsschiff, die „Guardamar Caliope“, nur 46 Kilometer – etwa eine Stunde Fahrt – von dem Beiboot entfernt war. Die „Guardamar Caliope“ habe dem Schlauchboot keine Hilfe geleistet, da die Operation von der marokkanischen Rettungsleitstelle in Rabat übernommen wurde.

63 Menschen aus Seenot gerettet

Südlich der griechischen Halbinsel Peloponnes rettete die griechische Küstenwache gestern 63 Geflüchtete, deren Boot in Seenot geraten war. Die Menschen seien alle wohlauf und würden in die Hafenstadt Kalamata gebracht, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur ANA unter Berufung auf die Küstenwache.

Erst am vergangenen Mittwoch ertranken beim Untergang eines völlig überfüllten Fischkutters etwa 50 Seemeilen vor der griechischen Küste Hunderte geflüchtete Menschen, die von Libyen nach Italien übersetzen wollten.