Bootsunglück: NGO-Kritik an Spanien und Marokko

Nach dem Untergang eines Schlauchbootes auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln wird von mehr als 30 dabei ums Leben gekommenen Menschen ausgegangen. Konkrete Angaben dazu, wie viele Personen sich an Bord des Bootes befanden oder wie viele möglicherweise noch vermisst werden, gab es bisher weder von spanischen noch von marokkanischen Behörden.

Nichtregierungsorganisation (NGOs) kritisierten Spanien und Marokko dafür, nicht früher eingegriffen zu haben.

Die Gruppen Walking Borders und Alarm Phone erklärten, das Boot habe ursprünglich etwa 60 Menschen an Bord gehabt. Der spanische Seenotrettungsdienst bestätigte den Tod von zwei Insassen des Schlauchbootes, eines Kindes und eines erwachsenen Mannes, und vermeldete, dass ein marokkanisches Patrouillenboot zuvor 24 Menschen gerettet habe.

NGO: 39 Menschen ums Leben gekommen

Die Sprecherin von Walking Borders, Helena Maleno, teilte in einem Tweet mit, dass 39 Menschen ertrunken seien, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Alarm Phone, das ein transeuropäisches Netzwerk zur Unterstützung von Rettungsaktionen betreibt, erklärte, dass 35 Menschen vermisst würden.

NGOs warfen Spanien vor, seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt zu haben, da sich das Schlauchboot nach internationalem Recht im Such- und Rettungsgebiet des Landes befand. Das würde bedeuten, dass Madrid anstelle von Rabat die Operation hätte leiten müssen.

Spanisches Rettungsschiff leistete keine Hilfe

Zum Zeitpunkt des Untergangs befand sich das Boot in den Gewässern vor der Küste der Westsahara. Die staatliche spanische Nachrichtenagentur EFE berichtete, dass ein spanisches Rettungsschiff, die „Guardamar Caliope“, am Dienstagabend nur 46 Kilometer – etwa eine Stunde Fahrt – von dem Beiboot entfernt war.

Die „Guardamar Caliope“ habe dem Schlauchboot keine Hilfe geleistet, da die Operation von der marokkanischen Rettungsleitstelle in Rabat übernommen wurde. Diese habe ein Patrouillenboot geschickt, das jedoch erst gestern Früh eingetroffen sei, etwa zehn Stunden nachdem es von einem spanischen Rettungsflugzeug gesichtet worden sei.