IAEA-Chef Grossi reist laut Moskau nach Russland

Im Ringen um eine Lösung für das von Moskau kontrollierte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja reist der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, nach Moskauer Angaben morgen zu Gesprächen nach Russland.

In der Ostsee-Region Kaliningrad sei ein Treffen Grossis mit dem Chef der Moskauer Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, geplant, teilte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow heute der russischen Agentur Interfax zufolge mit. Eine Bestätigung der IAEA zum Treffen gibt es bisher nicht.

Grossi bezeichnete Lage zuletzt als ernst, aber stabil

Grossi hatte vorige Woche das Kraftwerk in dem umkämpften Gebiet Saporischschja besucht, um sich nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms vor rund zwei Wochen dort ein Bild von der Sicherheitslage zu machen. Er bezeichnete die Situation als ernst, aber stabil. Das größte europäische Kernkraftwerk hatte sein Kühlwasser aus dem Kachowka-Stausee erhalten, der seit der Zerstörung des Damms Wasser verliert.

Frisches Wasser ist zur Kühlung der stillgelegten Reaktoren und des Atomabfalls notwendig. Noch gibt es Wasservorräte in den Kühlteichen, die laut IAEA für mehrere Monate ausreichen. Experten der IAEA und anderer Organisationen sorgen sich jedoch angesichts des Kriegsgeschehens um die Sicherheit und Nachhaltigkeit dieser Zwischenlösung. Russland lehnt die ukrainischen Forderungen nach einer Übergabe des Kraftwerks ab.

Selenskyj warnt vor russischem „Terrorangriff“ auf AKW

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte unterdessen vor einem geplanten „Terrorangriff“ der russischen Streitkräfte auf das AKW. Nach Geheimdienstinformationen werde ein Angriffsszenario, einschließlich der Freisetzung radioaktiver Strahlung, von Russland in Erwägung gezogen, teilte Selenskyj heute via Telegram mit. „Sie haben alles dafür (für den Angriff, Anm.) vorbereitet“, erklärte Selenskyj.

Die russische Führung wies die Anschuldigungen zurück. „Das ist eine weitere Lüge. Wir hatten lediglich Kontakt mit der IAEA“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten.