Tauchboot „Titan“
APA/AFP/Oceangate Expeditions
Besatzung tot

„Titanic“-U-Boot durch Implosion zerstört

Das seit Tagen verschollene private U-Boot „Titan“ ist durch eine „katastrophale Implosion“ zerstört worden. Das erklärte die US-Küstenwache am Donnerstag nach dem Fund von Trümmerteilen nahe dem Wrack der „Titanic“. Demnach kamen alle fünf Menschen an Bord der „Titan“ ums Leben.

Er spreche den Familien der Opfer sein tiefes Beileid aus, sagte Sprecher John Mauger am Donnerstag in Boston. Es sei ein „katastrophaler Verlust“. Klar sei nicht, wann die Implosion stattgefunden habe, so Mauger. Es sei noch „zu früh“, um das mit Sicherheit sagen zu können.

Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein „katastrophales Ereignis“ wahrgenommen. „Ich weiß, dass es eine Menge Fragen dazu gibt – wie, warum und wann genau das passiert ist“, sagte Mauger.

Bericht: US-Navy erfasste Implosion am Sonntag

Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ („WSJ“) erfasste die US-Marine die Implosion schon am Sonntag mit Geräten zur Überwachung von Unterwassergeräuschen. Die Implosion sei, kurz nachdem der Kontakt zur „Titan“ abgebrochen sei, aufgenommen worden. Das „WSJ“ berief sich auf einen Vertreter der Marine, der anonym bleiben wollte.

Die Aufzeichnung erfolgte laut der Zeitung durch ein geheimes akustisches Überwachungssystem, mit dem U-Boote aufgespürt werden sollen. Die US-Marine habe eine Analyse akustischer Daten vorgenommen „und eine Unregelmäßigkeit festgestellt, die zu einer Implosion oder Explosion in der Zone passen könnte, in der sich das Mini-U-Boot ‚Titan‘ befand, als die Kommunikation abbrach“, so der Navy-Vertreter.

Küstenwache fährt Suche zurück

Diese Information sei von der Marine umgehend an die Verantwortlichen der Such- und Rettungsaktion weitergeleitet worden, berichtete CNN. Dadurch habe das Suchgebiet eingegrenzt werden können. Zahlreiche Flugzeuge, Schiffe und Spezialroboter aus mehreren Ländern waren in den vergangenen Tagen in das Gebiet im Nordatlantik geschickt worden, um die Suche nach dem Mini-U-Boot und seinen fünf Insassen zu unterstützen.

Die US-Küstenwache kündigte nun an, die Suche zurückzufahren. „Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen“, sagte Mauger. Die Operationen auf dem Meeresboden werden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt.

Dass Konteradmiral Mauger die Pressekonferenz leitete, war schon als erstes Zeichen gewertet worden, dass die Küstenwache eine wichtige Ankündigung machen werde. Zuvor sprach nämlich stets der regionale Einsatzkoordinator Jamie Frederick.

Trümmerteile gefunden

Zuvor hatte die Küstenwache mitgeteilt, dass ein Tauchroboter im Einsatzgebiet auf ein „Trümmerfeld“ gestoßen sei. Zunächst war unklar, worum es sich genau handelt. Mauger bestätigte, dass die Trümmer zur „Titan“ gehören. Es wurden laut Küstenwache fünf große Trümmerteile entdeckt. Das deute auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des „Titanic“-Wracks um eine „unglaublich unversöhnliche Umgebung“, teilte die Küstenwache mit.

Betreiberfirma: „Wir trauern um den Verlust von Leben“

Die Betreiberfirma OceanGate Expeditions hatte wenige Minuten vor der Pressekonferenz erklärt, sie gehe vom Tod der fünf Menschen an Bord der „Titan“ aus. Sie seien „echte Forschungsreisende“ gewesen, mit „speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt“.

„Titanic“-U-Boot durch Implosion zerstört

Die US-Küstenwache geht vom Tod der fünf Insassen des Tauchboots „Titan“ aus. Die in der Nähe des „Titanic“-Wracks gefundenen Trümmerteile gehören der US-Küstenwache zufolge zum verschollenen Tauchboot „Titan“. Damit sei belegt, dass es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr gebe.

„Wir trauern um den Verlust von Leben“, hieß es in einer Mitteilung. Oceangate bedankte sich zudem für die internationale Unterstützung bei der Suche und bat darum, die Privatsphäre der Familien der Insassen zu respektieren.

Seit Sonntag vermisst

Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die „Titan“ war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“ in rund 3.800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.

Pressekonferenz von Konteradmiral John Mauger
Reuters/Brian Snyder
Konteradmiral Mauger übermittelte die Nachricht, dass man vom Tod der Besatzung ausgehe

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Dabei waren Schiffe, Flugzeuge, ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge, Tauchroboter und andere Gerätschaften im Einsatz. Das Tauchboot hatte beim Start Sauerstoffvorräte für rund 96 Stunden, also vier Tage.

„Titanic“-U-Boot durch Implosion zerstört

Die US-Küstenwache geht vom Tod der fünf Insassen des Tauchboots „Titan“ aus. Die in der Nähe des „Titanic“-Wracks gefundenen Trümmerteile gehören der US-Küstenwache zufolge zum verschollenen Tauchboot „Titan“. Damit sei belegt, dass es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr gebe.

Klopfgeräusche wohl nicht von U-Boot

In den vergangenen Tagen hatten von Sonargeräten aufgezeichnete Unterwasserklopfgeräusche Hoffnungen gemacht, die fünf Menschen an Bord der „Titan“ noch retten zu können. Allerdings erklärte die Küstenwache, es sei unklar, woher die Geräusche genau stammten. Am Donnerstag erklärte Mauger, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Geräuschen und dem Standort auf dem Meeresboden zu geben scheint.

Zu den Insassen an Bord der „Titan“ gehörten der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding(58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas sprach den Angehörigen sein Beileid aus und dankte der US-Küstenwache und den an der Suche beteiligten Partnern für ihren Einsatz. Der britische Außenminister James Cleverly sprach im Kurzbotschaftendienst Twitter von „tragischen Neuigkeiten“ und sprach den Angehörigen der Toten ebenfalls sein Beileid aus.

„Titanic“-Regisseur bereut Schweigen

James Cameron, „Titanic“-Regisseur und Miteigentümer des Tauchbootherstellers Triton Submarines, sagte, er bereue, wegen seiner Bedenken bezüglich der „Titan“-Betreiberfirma Oceangate nicht Alarm geschlagen zu haben. Er habe die Konstruktion des Rumpfes des Mini-U-Boots seit Langem für riskant gehalten.

Ein Rumpf für ein Tiefseetauchboot aus Kohlefaser- und Titanverbundwerkstoffen sei „eine furchtbare Idee“. Cameron: „Ich wünschte, ich hätte mich zu Wort gemeldet, aber ich nahm an, dass jemand schlauer war als ich, denn ich habe nie mit dieser Technologie experimentiert.“