Ventilator in Schlafzimmer
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Oberndorf an der Melk

Über 36 Grad in der Nacht

Am Donnerstag ist der Höhepunkt der ersten Hitzewelle des Sommers erreicht worden. Der Hitzepol lag mit 36,2 Grad Celsius in Bad Goisern im oberösterreichischen Salzkammergut. Ähnlich heiß war es auch in der Stadt Salzburg, in Innsbruck, Windischgarsten (Oberösterreich) und Abtenau (Salzburg). Dazu kommt Oberndorf an der Melk (Niederösterreich) mit über 36 Grad in der Nacht.

In Abtenau im Salzburger Tennengau war es mit 35,6 Grad der heißeste Tag im Juni seit Messbeginn 1963. Einen neuen Monatsrekord lieferte auch der Feuerkogel (Oberösterreich), hier wurden in 1.618 Meter Höhe 26,9 Grad registriert. Die Messreihe am Feuerkogel reicht bis ins Jahr 1928 zurück.

Für die außergewöhnlichste Temperatur sorgte Oberndorf an der Melk in Niederösterreich, hier wurden zwischen 23.00 und 24.00 Uhr mit Föhn 36,1 Grad gemessen. So heiß war es hier im Juni noch nie. Dass bei einer Messstation ein Hitzehöchswert in der Nacht überschritten wird, überrascht. Üblicherweise passiert das nach Angaben der ORF-Wetterredaktion am Nachmittag.

Solche Temperaturen mitten in der Nacht in Österreich sind außergewöhnlich, bestätigt auch Alexander Orlik, Klimatologe von der GeoSphere Austria gegenüber dem ORF-Wetter. Es könnte sich um die höchste jemals in Österreich in der Nacht gemessene Temperatur handeln. Mit 36,1 Grad handelt es sich aber auch europaweit um eine der höchsten Temperaturen, die je um Mitternacht gemessen wurde.

Wien, Steiermark und Burgenland mit Tropennacht

Im Laufe der Nacht sind dann die Temperaturen zwar gesunken, aber in weiten Teilen Niederösterreichs, in Wien, im Burgenland und in der südlichen Steiermark war es eine Tropennacht mit Tiefstwerten zum Teil deutlich über 20 Grad. Am wärmsten blieb es in Wien-Donaufeld, hier kühlte es nur auf 24,5 Grad ab.

Wetterextreme & Klimakrise

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Am Freitag streifte das Thermometer nur noch vereinzelt die 30-Grad-Grenze – vielmehr breiteten sich ausgehend vom Westen Regenschauer und Gewitter aus, auf die ab dem Nachmittag auch teils heftige Unwetter folgten.

Fachleute warnen vor mehr Hitzetagen

Angesichts der ersten Hitzewelle des Jahres haben Fachleute mehrerer österreichischer Institutionen zuletzt auf die in Österreich deutlich gestiegene Zahl der Tage mit Höchsttemperaturen von 30 Grad Celsius verwiesen. Ab dieser Temperatur ist von einem Hitzetag die Rede.

Die Zahl der Hitzetage habe sich in den vergangenen Jahrzehnten in Österreich vervielfacht, der Höchstwert lag bei mehr als 40 Tagen pro Jahr.

Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es zum Beispiel in den Landeshauptstädten pro Jahr zwischen drei und zwölf Hitzetage, die Höchstwerte lagen größtenteils bei 20 Hitzetagen pro Jahr. Im Zeitraum 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Jahr in den Landeshauptstädten bereits zwischen neun und 23 Hitzetage, die Höchstwerte lagen größtenteils bei mehr als 40 Hitzetagen.

„Der derzeit noch extreme Wert von 40 Hitzetagen pro Jahr in Österreich wird bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2100 der Normalfall sein“, sagte Marc Olefs, Leiter der Abteilung Klimafolgenforschung der GeoSphere Austria.

Experte: 60 bis 80 Hitzetage pro Jahr möglich

„Die Rekorde werden dann in einem derzeit noch völlig unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr liegen. Bei Einhaltung des Pariser Klimaziels könnte sich die Zahl der Hitzetage in Österreich knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln“, so Olefs.

Grafik zeigt die Prognose für die Entwicklung von Hitzetagen in den österreichischen Landeshauptstädten
Grafik: APA/ORF; Quelle: GeoSphereAustria

Mit Einhaltung des Pariser Klimaziels – die globale Erwärmung auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen – wird es laut der GeoSphere-Prognose zwischen 2071 und 2100 27,5 Hitzetage pro Jahr in Innsbruck geben und jeweils 25,6 in Wien und Eisenstadt. Den Rekord mit der höchsten Zahl an Hitzetagen in Österreich hält unterdessen weiter Leibnitz in der Steiermark. Dort gab es nach Angaben der ORF-Wetterredaktion im Jahr 2003 56 Tage mit über 30 Grad.