Wagner-Chef widerspricht Kriegsbegründung Moskaus

In seinen Verbalattacken gegen die russische Militärführung hat der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erstmals der offiziellen Begründung für den Angriff auf die Ukraine widersprochen. Das Verteidigungsministerium versuche, Präsident Wladimir Putin und die Öffentlichkeit zu täuschen, sagte er in einem heute veröffentlichten Video.

Dass von der Ukraine eine Aggression ausgehe und diese gemeinsam mit der NATO Russland angreifen solle, sei eine Lügengeschichte.

„Krieg war nicht notwendig“

Der Krieg sei aus anderen Gründen begonnen worden, sagte Prigoschin, der Verteidigungsminister Sergej Schoigu schon zuvor wiederholt scharf kritisiert hat. „Der Krieg war notwendig, damit Schoigu Marschall werden und eine zweite Heldenmedaille bekommen kann.“

Außerdem habe sich die russische Elite damit substanzieller Vermögenswerte bemächtigen wollen. „Der Krieg war nicht notwendig, um die Ukraine zu demilitarisieren oder denazifizieren.“

Auch Putin indirekt widersprochen

Damit widersprach Prigoschin indirekt auch Putin. Der Präsident gilt als Gönner des Unternehmers, der seinerseits offene Kritik an Putin stets vermieden hat. Putin hatte erklärt, die als „militärische Spezialoperation“ bezeichnete Invasion seit dem 24. Februar vergangenen Jahres habe das Ziel, die Ukraine zu demilitarisieren und denazifizieren.

Er bezeichnete den Krieg auch als Existenzkampf gegen den Westen, der eine Zerstörung Russlands anstrebe. Diese Darstellung wird von der Ukraine sowie von zahlreichen westlichen und anderen Staaten zurückgewiesen.

Ministerium und Präsidialamt in Moskau äußerten sich wie üblich nicht zu Prigoschins Erklärungen.