Fachleute mahnen in Parlament zu Vorsicht bei KI

Bei einer Veranstaltung im Parlament haben heute zahlreiche Fachleute sowie Abgeordnete des Nationalrats über das Thema künstliche Intelligenz (KI) diskutiert. Von einigen Expertinnen und Experten wurde vor allem im Hinblick auf Regulierung auf zahlreiche Probleme hingewiesen und zu Vorsicht gemahnt.

Vortrag im Plneaarsaal des Parlaments über das Thema künstliche Intelligenz
ORF/Roland Winkler

Iris Eisenberger, Professorin für Innovation und Öffentliches Recht an der Universität Wien, verwies etwa darauf, dass Software wie ChatGPT „ohne jegliche Qualitätskontrolle“ auf den Markt gebracht wurde. Dabei gebe es diese eigentlich für „jedes Produkt“. Eisenberger erinnerte auch an die zahlreichen Auflagen, die etwa bei der Eröffnung von Restaurants beachtet werden müssen. Sie vermisst bisher „externe Qualitätskontrollen“ beim Thema KI.

Auch Meinhard Lukas, Rektor der JKU Linz, griff bei einem Vortrag zum Thema „Wer ist der digitale Souverän?“ diese Problematik auf. Regulierung, wie sie etwa momentan von der EU auf den Weg gebracht wird, reguliere in vielen Fällen „eine Blackbox“, also ein System, dessen Funktionsweise und Datengrundlage unbekannt ist.

„Big Tech“ als Profiteur

Beide wiesen auch auf die momentanen Profiteure beim Thema KI hin, Lukas bezeichnete etwa „Big Tech“ als „digitalen Souverän“. Eisenberger sah indes eine Förderung derartiger Großkonzerne durch die Regulierung, während kleinere Unternehmen höhere Lasten zu tragen hätten.

Auch die Position Europas im digitalen Machtkampf zwischen USA, China und Europa wurde diskutiert. Von einem KI-Unternehmen wurde etwa darauf verwiesen, dass der Zugang zu Daten eine wesentliche Rolle bei der Konkurrenzfähigkeit spielen würde. Wolle die EU das Thema Daten regulieren, würde das die Situation für Unternehmen erschweren. Gleichzeitig verwies er aber auch auf Vorstöße aus Brüssel, etwa für „europäische Datenpools“.

Viele Grundlagen bei Vorträgen

Bei dem von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) veranstalteten und von Günther Mayr moderierten Forum im Parlament gab es auch eine allgemeine Einführung in das Thema KI, wohl nicht zuletzt in Richtung der anwesenden Abgeordneten. Günter Klambauer von der JKU etwa erklärte einerseits die Funktionsweise des Sprachmodells hinter ChatGPT, gleichzeitig verwies er auf zahllose andere Einsatzzwecke von KI, die in der momentanen Debatte über Regulierung oft untergehen würden.

Sarah Spiekermann-Hoff von der WU appellierte an die Politik, die „neue Realität“ ernst zu nehmen. Man solle sich „nicht verleiten“ lassen, zu „Business as usual“ überzugehen. Sie warnte auch vor langfristigen Risiken von KI – so würden etwa durch KI-Assistenten beim Programmieren in Zukunft einfach Programmierfähigkeiten verloren gehen, es komme zum „Deskilling“, warnte die Expertin.

Abgeordnete für mehr Förderung von Forschung

In einer anschließenden Diskussion von Nationalratsabgeordneten aller Parteien gab es zumindest bei einem Thema ungewohnte Einigkeit: Sämtliche Parteien sehen die Rolle in der Forschung als wesentliches Thema für Österreich beim großen Themenkomplex KI. Hier müsse man Geld in die Hand nehmen, um Talente in Österreich behalten zu können, so der Tenor. Dem schloss sich auch Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) an. Alle Parteien hierzulande eine, dass man einen „menschenzentrierten Ansatz“ verfolge. Er pochte einmal mehr auf eine eigene KI-Behörde.