Stilisierte Menschenmenge
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Parlament

Fachleute mahnen Politik zum Handeln bei KI

Bei einer Veranstaltung im Parlament haben am Montag zahlreiche Fachleute sowie Abgeordnete des Nationalrats über das Thema künstliche Intelligenz (KI) diskutiert. Von einigen Expertinnen und Experten wurde vor allem im Hinblick auf Regulierung auf zahlreiche Hürden hingewiesen und zu Vorsicht gemahnt. Einigkeit gab es, dass Panik fehl am Platz sei. Gleichzeitig wurde appelliert, das Thema anzugehen – und nicht zu ignorieren.

Die KI-Debatte ist längst eine politische geworden: Die Frage, ob und wie man die zahllosen Technologien, die sich hinter diesem Begriff verstecken, reguliert, wird seit geraumer Zeit diskutiert. Fahrt aufgenommen hat die Debatte aber erst durch Werkzeuge wie ChatGPT, das auf Knopfdruck Texte generieren kann, oder Dall-E, mit dem Bilder erzeugt werden können. In der EU wird über den „AI Act“ verhandelt, auch in Österreich wird über weitere Schritte nachgedacht.

Bedarf dafür sehen Fachleute jedenfalls gegeben. Iris Eisenberger, Professorin für Innovation und Öffentliches Recht an der Universität Wien, verwies etwa darauf, dass Software wie ChatGPT „ohne jegliche Qualitätskontrolle“ auf den Markt gebracht wurde. Dabei gebe es diese eigentlich für „jedes Produkt“. Eisenberger erinnerte auch an die zahlreichen Auflagen, die etwa bei der Eröffnung von Restaurants beachtet werden müssen. Sie vermisst bisher „externe Qualitätskontrollen“ beim Thema KI.

Auch Meinhard Lukas, Rektor der JKU Linz, griff bei einem Vortrag zum Thema „Wer ist der digitale Souverän?“ diese Problematik auf. Regulierung, wie sie etwa momentan von der EU auf den Weg gebracht wird, reguliere in vielen Fällen „eine Blackbox“, also ein System, dessen Funktionsweise und Datengrundlage unbekannt ist.

„Big Tech“ als Profiteur

Beide wiesen auch auf die momentanen Profiteure beim Thema KI hin, Lukas bezeichnete etwa „Big Tech“ als „digitalen Souverän“. Eisenberger sah indes eine Förderung derartiger Großkonzerne durch die Regulierung, während kleinere Unternehmen höhere Lasten zu tragen hätten.

Vortrag im Plneaarsaal des Parlaments über das Thema künstliche Intelligenz
ORF/Roland Winkler
Im Parlament gab es mehrere Vorträge von Experten und Expertinnen zum Thema

Auch die Position Europas im digitalen Machtkampf zwischen USA, China und Europa wurde diskutiert. Von einem KI-Unternehmen wurde etwa darauf verwiesen, dass der Zugang zu Daten eine wesentliche Rolle bei der Konkurrenzfähigkeit spielen würde. Wolle die EU das Thema Daten regulieren, würde das die Situation für Unternehmen erschweren. Gleichzeitig verwies er aber auch auf Vorstöße aus Brüssel, etwa für „europäische Datenpools“.

KI-Behörde ab 2024 geplant

Welche Auswirkungen die Künstliche Intelligenz (KI) auf unsere Gesellschaft und Demokratie hat, war am Montag Thema eines parlamentarischen Forums. Digitalstaatssekretär Florian Tursky kündigt eine KI-Behörde ab 2024 an.

Viele Grundlagen bei Vorträgen

Bei dem von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) veranstalteten und von Günther Mayr moderierten Forum im Parlament gab es auch eine allgemeine Einführung in das Thema KI, wohl nicht zuletzt in Richtung der anwesenden Abgeordneten. Günter Klambauer von der JKU etwa erklärte einerseits die Funktionsweise des Sprachmodells hinter ChatGPT, gleichzeitig verwies er auf zahllose andere Einsatzzwecke von KI, die in der momentanen Debatte über Regulierung oft untergehen würden.

Sarah Spiekermann-Hoff von der WU appellierte an die Politik, die „neue Realität“ ernst zu nehmen. Man solle sich „nicht verleiten“ lassen, zu „Business as usual“ überzugehen. Sie warnte auch vor langfristigen Risiken von KI – so würden etwa durch KI-Assistenten beim Programmieren in Zukunft einfach Programmierfähigkeiten verloren gehen, es komme zum „Deskilling“, warnte die Expertin.

Vortrag im Plneaarsaal des Parlaments über das Thema künstliche Intelligenz
ORF/Roland Winkler
Die Fachleute forderten von der Politik Taten beim Thema KI

Der deutsche Philosoph Julian Nida-Rümelin gab auch einen ethischen Blick auf die oftmals von technischen Details geprägte Debatte und forderte einen „Digitalen Humanismus“, der die Unterschiede zwischen menschlichem Denken und letztlich lebloser Software betont. Bei neu auftauchenden Entwicklungen, die verunsichern, gebe es „zwei Hauptreaktionen“, so Nida-Rümelin, die einen setzten auf „alles wird gut“, die anderen sehen den drohenden Weltuntergang. Er sei „in der Sache ziemlich entspannt, bezüglich der Stimmung hochbesorgt“, so der Philosoph.

Abgeordnete für mehr Förderung von Forschung

In einer anschließenden Diskussion von Nationalratsabgeordneten aller Parteien gab es zumindest bei einem Thema ungewohnte Einigkeit: Sämtliche Parteien sehen die Rolle in der Forschung als wesentliches Thema für Österreich beim großen Themenkomplex KI. Hier müsse man Geld in die Hand nehmen, um Talente in Österreich behalten zu können, so der Tenor. Dem schloss sich auch Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) an. Alle Parteien hierzulande eine, dass man einen „menschenzentrierten Ansatz“ verfolge. Er pochte einmal mehr auf eine eigene KI-Behörde.