Pakistan: Über 100 Menschen nach Protesten vor Militärgerichten

Nach landesweiten Protesten in Pakistan gegen die Festnahme von Ex-Premierminister Imran Khan sind 102 Menschen vor Militärgerichte gestellt worden. Wie die pakistanische Armee gestern bekanntgab, wird ihnen vorgeworfen, in Angriffe auf mehr als 200 Militärstandorte verwickelt gewesen zu sein. „Das war eine riesige, abscheuliche Verschwörung gegen Pakistan“, sagte Militärsprecher Generalmajor Ahmed Sharif Chaudhry.

„Menschen wurden gegen die Armee aufgehetzt und provoziert“, fuhr Chaudhry fort. Drei Offiziere, darunter ein Generalleutnant, seien ebenfalls entlassen worden, weil sie „die Sicherheit und Unverletzbarkeit“ bestimmter Militäreinrichtungen nicht gewahrt hätten, sagte der Sprecher. Gegen weitere 15 Militärangehörige werden ihm zufolge „strenge Disziplinarmaßnahmen“ ergriffen.

NGOs mit scharfer Kritik

Khan war im Mai in Islamabad wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden, wogegen seine Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) rechtlich vorging. Der Oberste Gerichtshof des Landes erklärte danach seine Festnahme für „ungültig und illegal“. Drei Tage nach seiner Festnahme kam Khan auf Kaution frei. Die Festnahme hatte zu gewalttätigen Ausschreitungen im ganzen Land geführt.

Die nun erfolgte Entscheidung der Behörden, Militärgerichte einzusetzen, löste bei Menschenrechtsorganisationen scharfe Kritik aus. Das sei „unvereinbar mit den Verpflichtungen Pakistans im Rahmen der internationalen Menschenrechtsnormen“, warnte etwa Amnesty International.