Frontex: Griechenland ignorierte Hilfsangebot vor Bootsunglück

Die griechischen Behörden haben nach Angaben der europäischen Grenzschutzagentur Frontex ein Hilfsangebot der EU-Agentur kurz vor dem tödlichen Flüchtlingsunglück vor der Küste Griechenlands vor knapp zwei Wochen ignoriert.

Frontex habe den griechischen Behörden am Tag vor dem Unglück „zusätzliche Luftunterstützung angeboten, aber keine Antwort erhalten“, erklärte die Pressestelle der Agentur mit Sitz in Warschau gestern auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.

Das marode und überladene Fischerboot war in Libyen in Richtung Europa gestartet und in der Nacht zum 14. Juni vor der Halbinsel Peloponnes an einer der tiefsten Stellen des Mittelmeers gekentert, nachdem zuvor der Motor ausgefallen war. 82 Leichen wurden bisher geborgen. 104 Menschen konnten nach offiziellen Angaben gerettet werden. Nach Angaben von Überlebenden waren Hunderte Menschen an Bord, darunter auch Frauen und Kinder, die im Laderaum untergebracht waren.

Offene Fragen

Der Umgang mit dem Unglück hatte etliche Fragen aufgeworfen. Die griechische Küstenwache erklärte nach der tödlichen Katastrophe, es habe seitens der Bootsbesatzung keine Hilfsanfrage gegeben, nach der Kontaktaufnahme seitens Griechenlands habe diese sogar mehrfach Hilfe abgelehnt und betont, das Boot wolle nach Italien weiterfahren.

Wie Frontex nun mitteilte, hatte die italienische Leitstelle zur Koordination der Seenotrettung (MRCC) das Frontex-Flugzeug am Tag vor dem Unglück bereits um 10.33 Uhr (MESZ) angewiesen, nach dem Fischerboot zu suchen. Laut Frontex wurde es um 11.47 Uhr gesichtet. „Das Flugzeug beobachtete das Fischerboot zehn Minuten lang, bevor es zum Auftanken zur Basis zurückkehren musste“, teilte Frontex mit.

Frontex habe den griechischen Behörden überdies die Entsendung einer Drohne zur Beobachtung der Ägäis angeboten, hieß es weiter. Diese hätten Frontex jedoch angewiesen, die Drohne bei einer anderen Rettungsaktion südlich der Mittelmeer-Insel Kreta einzusetzen.