Vorwürfe von Seenotrettern gegenüber Malta

Die Crew des Rettungsschiffes „Geo Barents“ wirft Malta unterlassene Hilfeleistung im Mittelmeer vor. Die maltesische Marine habe ein Schlauchboot mit 13 Geflüchteten nicht gerettet und ihnen stattdessen Treibstoff und Anweisungen gegeben, um die italienische Küste zu erreichen.

Das hätten die am Wochenende im Mittelmeer geretteten Überlebenden berichtet, erklärten die Seenotretter der „Geo Barents“, die von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen betrieben wird.

Die 13 Personen befinden sich nun auf der „Geo Barents“, die heute Nachmittag in den norditalienischen Hafen La Spezia einlaufen soll. Die Überlebenden seien von der maltesischen Marine darauf hingewiesen worden, dass die italienische Küste nur 50 Meilen entfernt sei.

„Die Überlebenden baten die maltesische Marine um Rettung, nachdem eine Person über Bord gefallen war. Ihr Boot lief voll Wasser, und sie hatten keinen Treibstoff und keine Lebensmittel mehr“, berichtete Sebastien Ponsford, Helfer an Bord der „Geo Barents“. Die Schiffbrüchigen erzählten auch, dass ihnen ein Handelsschiff Hilfe geleistet habe.

Kritik auch an Italien

„Ein 23-jähriger Syrer fiel über Bord und trieb im Wasser. Aufgrund von Treibstoffmangel konnten die Migranten ihn nicht bergen. Die Überlebenden schilderten, dass nach diesem Vorfall ein Handelsschiff eintraf, das sie mit Wasser und Lebensmitteln versorgte, bevor es wieder abfuhr“, sagte Ponsford.

Die Hilfsorganisation kritisierte auch die Zuweisung des norditalienischen Hafens La Spezia durch die italienischen Behörden. Mit der Zuweisung von Landungshäfen in Norditalien wolle die italienische Rechtsregierung erreichen, dass die Rettungsschiffe längere Seewege zurücklegen müssen und damit weniger Rettungseinsätze im zentralen Mittelmeer durchführen können.

Frontex: Griechenland ignorierte Hilfsangebot vor Bootsunglück

Auch die griechischen Behörden ignorierten nach Angaben der europäischen Grenzschutzagentur Frontex ein Hilfsangebot der EU-Agentur kurz vor dem tödlichen Flüchtlingsunglück vor der Küste Griechenlands vor knapp zwei Wochen.

Frontex habe den griechischen Behörden am Tag vor dem Unglück „zusätzliche Luftunterstützung angeboten, aber keine Antwort erhalten“, erklärte die Pressestelle der Agentur mit Sitz in Warschau gestern auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.

Das marode und überladene Fischerboot war in Libyen in Richtung Europa gestartet und in der Nacht zum 14. Juni vor der Halbinsel Peloponnes an einer der tiefsten Stellen des Mittelmeers gekentert, nachdem zuvor der Motor ausgefallen war. 82 Leichen wurden bisher geborgen. 104 Menschen konnten nach offiziellen Angaben gerettet werden. Nach Angaben von Überlebenden waren Hunderte Menschen an Bord, darunter auch Frauen und Kinder, die im Laderaum untergebracht waren.