UNO: Viele Zivilisten in russischem Gewahrsam gefoltert

Russland hat nach Angaben der Vereinten Nationen seit seinem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 in beiden Ländern insgesamt mehr als 800 Zivilisten festgenommen. 77 von ihnen seien hingerichtet worden, heißt es in einem Bericht des UNO-Menschenrechtsbüros.

UNO-Beobachter und -Beobachterinnen hätten Verhaltensmuster festgestellt, in deren Folge es zu willkürlichen Verhaftungen, Folter und Misshandlung gekommen sei. Das „Verschwindenlassen“ von Menschen gehöre ebenfalls dazu.

Meist in besetzten Gebieten festgenommen

Russische Akteure hätten seit dem Überfall auf die Ukraine Hunderte Zivilisten gefoltert. Das Büro hat seit Beginn des Krieges im Februar 2022 und bis Mai 2023 insgesamt 864 Fälle von Menschen dokumentiert, die von russischer Seite meist in besetzten Gebieten festgenommen wurden.

Fast alle hätten von Folter berichtet, sagte die Leiterin des UNO-Menschenrechtsbüros in der Ukraine, Matilda Bogner, heute. Sie sprach aus der Ukraine über Videolink mit Reportern und Reporterinnen in Genf.

Übergriffe auch von Ukrainern

„Die russischen Streitkräfte, Strafverfolgungs- und Strafvollzugsbehörden haben in großem Umfang zivile Gefangene gefoltert und misshandelt“, sagte Bogner. Auch die Ukraine habe mit willkürlichen Festnahmen von Zivilisten gegen Völkerrecht verstoßen – allerdings in weitaus geringerem Maße.

Auf ukrainischer Seite dokumentierte das Büro 75 Fälle von festgenommenen Zivilisten, die auch mehrheitlich von Misshandlung und Folter berichtet hätten.

Das Büro zählt nur Fälle, in denen es die Umstände selbst klären konnte. Die wahren Zahlen der festgehaltenen Zivilisten seien womöglich mehr als doppelt so hoch, sagte Bogner.