NÖ: Debatte über möglichen Gender-Erlass

Rund um einen möglichen Gender-Erlass für den Landesdienst in Niederösterreich hat sich gestern Aufregung entwickelt. Reinhard Teufel, Klubobmann der FPÖ Niederösterreich, hatte den Erlass gegen das Gendern im Landesdienst tags zuvor bei einer Pressekonferenz in St. Pölten aufs Tapet gebracht. Betroffen sein sollen alle öffentlichen Dokumente.

„Das ohnehin für viele schwer fassbare Amtsdeutsch“ sei „schon kompliziert genug“, begründete Teufel den Schritt. Eine klare Kommunikation mit den Bürgern sei für eine Behörde wichtig. Generell gehe es um Binnen-I und Genderstern, präzisierte ein Sprecher der niederösterreichischen Freiheitlichen auf APA-Anfrage. Es gelte, „den Wahnsinn des Genderns zu beenden“, hieß es seitens der Blauen auch zum „Standard“.

Kritik von SPÖ

Kritik am Vorhaben kam per Aussendung von der Bundes-SPÖ. „Die Prioritäten des schwarz-blauen Bündnisses sagen wirklich alles darüber aus, wofür diese beiden Parteien inzwischen stehen“, sagte der rote Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner in einer Aussendung. „Statt Maßnahmen zum Wohle der Bevölkerung umzusetzen oder sich beispielsweise den zahlreichen noch immer existierenden Diskriminierungen zu widmen, verbieten (ÖVP-Landeshauptfrau Johanna, Anm.) Mikl-Leitner und (FPÖ-Landesparteichef LH-Stv. Udo, Anm.) Landbauer lieber geschlechtergerechte Sprache in Dokumenten des Landes.“

ÖVP: „Im Sinne der Integration“

ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner hielt fest, dass es kein Verbot gebe. „Heute empört sich Österreichs Links-Twitter über ein angebliches ‚Gender-Verbot‘ in Niederösterreich. Das ist natürlich Unsinn. Es gibt natürlich kein ‚Gender-Verbot‘“, so Ebner per Aussendung.

„Im gemeinsamen Arbeitsübereinkommen haben wir genau festgehalten, dass uns auch im Sinne der Integration einfache, verständliche und einheitliche Sprachregeln wichtig sind und wir uns dabei am Rat der deutschen Rechtschreibung orientieren. Woran auch sonst? Das ist die amtliche Instanz für eine einheitliche Sprache im gesamten deutschen Sprachraum.“

Der Rat empfehle u. a., Paarformen zu verwenden, aber auf Genderstern und Gendergap zu verzichten – so wie es seit Jahren der Leitfaden des Landes vorsehe. „Amtsdeutsch orientiert sich am Rat der deutschen Sprache und nicht an Twitter. Jetzt wird geprüft, ob es Bereiche gibt, wo es gemäß dem Rat etwas anzupassen gäbe, und dann wird das Ergebnis kommuniziert“, kündigte Ebner an.