Sergei Surowikin und Wladimir Putin
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US-Bericht

Russischer General wusste von Wagner-Plan

Zum Hergang des Wagner-Aufstands gibt es reichlich Spekulationen. Rasch danach kam die Frage auf, wer über die Pläne von Söldneranführer Jewgeni Prigoschin unterrichtet war. Zuletzt schilderten US-Geheimdienste, vorab Hinweise auf die Aktion gegen die russische Militärführung gehabt zu haben. Über einen Bericht der „New York Times“ („NYT“) kommt nun ein brisantes Detail ans Licht: So soll auch der bekannte russische General Sergej Surowikin informiert gewesen sein.

Surowikin ist stellvertretender Oberbefehlshaber der russischen Invasionstruppen in der Ukraine. Er soll, so berichtete die „NYT“ unter Berufung auf US-Regierungs- bzw. -Geheimdienstkreise, im Voraus von dem Aufstand der Söldnergruppe Wagner gewusst haben. Die Regierung in Washington versuche nun herauszufinden, ob Surowikin Wagner-Chef Prigoschin bei der Planung der Rebellion unterstützt habe, hieß es weiter.

Surowikins jüngster Werdegang ist dabei bemerkenswert: So war er im Oktober 2022 zum Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine ernannt worden, ehe er nach Kritik wegen militärischer Rückschläge im Jänner von Generalstabschef Waleri Gerassimow abgelöst und zu dessen Stellvertreter degradiert wurde. Unter Fachleuten wurde auch gemutmaßt, dass Surowikin als Befehlshaber in der Ukraine zu viel Einfluss gewonnen haben könnte.

Unterstützung Prigoschins auch durch andere Generäle?

Wie die „NYT“ schreibt, behielt Surowikin trotz der Degradierung seinen Einfluss auf die Leitung der Kriegsoperationen und scheint bei den Truppen weiterhin beliebt zu sein. Zudem gebe es laut Informationen des US-Geheimdienstes Anzeichen dafür, dass auch andere russische Generäle Prigoschin im Versuch, die Führung des Verteidigungsministeriums gewaltsam zu entfernen, unterstützt haben könnten. Generell sind die Spekulationen mit Vorsicht zu bewerten, da die Quelle ausschließlich US-Geheimdienste sind – auch sie haben freilich Interesse an einer Spaltung der russischen Armeeführung.

General Valery Gerasimov
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Surowikin wurde im Jänner von Generalstabschef Gerassimow (Bild) als Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine abgelöst

Gesichert ist jedenfalls: Prigoschin hatte Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Shoigu über Monate einen öffentlichen Machtkampf geliefert. Er hatte sie wegen militärischer Misserfolge scharf kritisiert und ihnen öffentlich Inkompetenz vorgeworfen. Dagegen hatte er sich über Surowikin, der von russischen Medien wegen seiner ihm unterstellten Grausamkeit in früheren Kriegen in Syrien und Tschetschenien „General Armageddon“ genannt wurde, lobend geäußert.

Mögliche Erklärung für Prigoschins Überleben

Surowikin hatte die Wagner-Söldner zuletzt noch öffentlich aufgefordert, ihre Agitation gegen die russische Militärführung aufzugeben. Prigoschin und seinen Söldnern wurde nach einer Vereinbarung zum Ende des Aufstands von Präsident Wladimir Putin Straffreiheit zugesichert. Laut „NYT“ vermuten US-Beamte, dass eine Allianz zwischen Surowikin und Prigoschin erklären könnte, warum der Wagner-Chef noch am Leben ist.

Sollte Surowikin an den Ereignissen des vergangenen Wochenendes tatsächlich beteiligt gewesen sein, wäre das ein klares Zeichen für die internen Streitigkeiten, die Russlands militärische Führung seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine begleiten. Es könnte auch ein Zeichen für einen umfassenderen Bruch innerhalb der russischen Militärführung sein.

Moskau spricht von „Klatsch und Tratsch“

Russland bezeichnete den Bericht als Spekulation: „Es wird nun eine Menge (…) Klatsch und Tratsch über diese Ereignisse geben“, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. „Ich glaube, das ist ein solches Beispiel“, fügte er hinzu.