Holzimporte: Hinweise auf Umgehung der Russland-Sanktionen

Die Einfuhr von russischem Holz in die EU ist seit rund einem Jahr durch Sanktionen verboten – seither scheinen in der EU aber Konstrukte zur Umgehung der Strafen geschaffen worden zu sein. Das legt eine gemeinsame Recherche von ORF, profil, Standard, dem Investigativpodcast „Die Dunkelkammer“ und der deutschen Rechercheplattform Paper Trail Media nahe.

Demnach wird Holz aus Russland zunächst in andere Staaten – etwa Kirgisistan und Kasachstan – geliefert, dort weiterverarbeitet und die tatsächliche Herkunft des Holzes daraufhin verschleiert. Infolge kommt es zum Weitertransport in die EU.

Ermittlungen in Österreich

In Österreich brachte etwa das Bundesamt für Wald, das hierzulande für Kontrollen zuständig ist, drei Fälle mit Verdacht auf Umgehung der Sanktionen bei den zuständigen Staatsanwaltschaften Salzburg, Wels und Innsbruck zur Anzeige. Die Verfahren wurden allerdings eingestellt.

„Aufgrund der Ermittlungsergebnisse ist davon auszugehen, dass dieses importierte Holz ursprünglich aus Russland stammte“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Julia Klingenschmidt. Es gebe ihr zufolge keinen Nachweis für den Vorsatz – also dafür, dass die Firmenverantwortlichen in Österreich wussten, dass sie Holz aus Russland bestellen.

Das zunächst über Estland importierte Lärchenholz sei nämlich als kirgisisches Holz deklariert gewesen. Dieselbe Begründung kam von der Staatsanwaltschaft Wels. Die Ermittlungen in Salzburg wurden hingegen eingestellt, weil das Holz gerade noch rechtzeitig vor Inkrafttreten der Sanktionen in die EU gelangt war.

Sprecher des Holzhandels warnt

Der Sprecher des Holzhandels, Franz Mühlbauer, warnte allerdings: „Vonseiten der Holzindustrie kann ich nur sagen ‚Hände weg von so was‘. Das ist absolute Sanktionsumgehung, weil in Kirgisistan gibt es keine sibirische Lärche oder überhaupt Lärche.“

Dass es Umgehungskonstruktionen für den Import von Holz aus Russland gibt, scheint auch der Anstieg der Importzahlen aus ehemaligen Sowjetrepubliken zu belegen. Die Importzahlen aus Kasachstan sind sogar auf das 140-fache gestiegen.