Wassertiefstand am Bodensee
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Nach großer Trockenheit

Entspannung in Westösterreich in Sicht

Der Juni ist im Westen Österreichs ungewöhnlich trocken gewesen, von Vorarlberg bis Oberösterreich hat es nur einen Bruchteil der durchschnittlichen Mengen geregnet. Die Folge sieht man deutlich: niedrige Wasserstände, braune Wiesen und Trockenrisse in den Böden. Zumindest eine Linderung der Trockenheit ist in den nächsten Tagen aber in Sicht.

Normalerweise erreicht der Bodensee Ende Juni seinen jährlichen Höchststand, heuer sinkt der Wasserstand aber schon seit Mai, und das deutlich. Einen halben Meter hat der See seitdem verloren, auf den langjährigen Mittelwert fehlen mittlerweile 70 Zentimeter.

Seit Wochen hat es im Westen Österreichs nicht mehr ergiebig und flächendeckend geregnet, das merkt man auch bei vielen Flüssen und Bächen, die weniger Wasser führen als normal. Vereinzelte kleine Bäche im Gebiet der Dornbirner Ach sind teilweise schon ausgetrocknet, so Ralf Grabher von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Vorarlberg.

Sehr wenig Regen, sehr viel Sonne

Woran es nicht fehlt, ist Sonnenschein. Durch das beständige Hochdruckwetter steuert Bregenz auf einen Sonnenscheinrekord für Juni hin, auf den bisherigen Höchstwert aus dem Juni 2003 fehlen nur noch wenige Sonnenstunden. Der Juni war zudem außergewöhnlich warm, die Temperaturen lagen in Vorarlberg knapp drei Grad über dem Mittel der letzten 30 Jahre.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Tirol, es ist seit Wochen sonnig, warm und zu trocken. In Reutte und Kufstein hat es bisher im Juni so wenig geregnet wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn. Dabei ist der Juni normalerweise einer der nassesten Monate im Jahr. In Reutte sind im ganzen Juni erst 43 Liter pro Quadratmeter gefallen, üblich wären im ganzen Monat 179 Liter Niederschlag.

Höhere Temperaturen, mehr Verdunstung

Der fehlende Regen, der viele Sonnenschein und die hohen Temperaturen haben dazu geführt, dass die Böden austrocknen – Bilder, die die Prognosen der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler untermauern. Trockenphasen werden im Zuge der Klimakrise länger, die Temperaturen steigen und führen zu mehr Verdunstung. Mit jedem Grad Temperaturzunahme nimmt die Verdunstung um zwei bis drei Prozent zu. Selbst wenn die Jahresniederschlagsmengen also konstant bleiben sollten, wird es in Zukunft insgesamt gesehen trockener sein.

Trockenes Maisfeld on Oberösterreich
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Ein trockenes Maisfeld

Niedrige Bäche und Flüsse

Auch in Tirol führen einige Flüsse und Bäche vom Außerfern bis ins Unterland deutlich weniger Wasser als normal. Die Großache in Kössen (Bezirk Kitzbühel) ist so niedrig wie noch nie im Juni in den letzten 30 Jahren. Ähnlich sieht es bei der Loisach im Bezirk Reutte und bei der Brixentaler Ache im Bezirk Kufstein aus.

Nach einem trockenen Winter hat es besonders im April und in der ersten Mai-Hälfte eigentlich viel geregnet, seitdem aber nur noch sehr wenig. Manche Bäche und Flüsse reagieren schnell auf die Trockenheit, das hänge mit der Geologie im jeweiligen Einzugsgebiet zusammen, sagt Markus Federspiel von der Abteilung Wasserwirtschaft im Land Tirol. Ein Problem für die Trinkwasserversorgung sieht er in der aktuellen Situation nicht.

Wolfgangsee sehr niedrig

Die Trockenheit ist auch in Oberösterreich und Salzburg zu spüren. Vielerorts hat es im Juni bisher nur ein Viertel der durchschnittlichen Menge geregnet. Besonders deutlich wirkt sich das Defizit der letzten sechs Wochen auch auf den Wolfgangsee aus.

Blick auf den Wolfgangsee Ende Juni
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Blick auf den Wolfgangsee

Seit Mitte Mai ist der Wasserstand des Wolfgangsees einen halben Meter gesunken, er ist jetzt deutlich niedriger als jemals im Juni seit dem Jahr 1990. Schon letztes Jahr war der Wolfgangsee aufgrund der Trockenheit sehr niedrig, allerdings erst später im Sommer. Auch andere Seen wie Mondsee und Attersee sind derzeit niedriger als gewöhnlich.

„Nichts Ungewöhnliches“

Auch einige Flüsse im Bundesland Salzburgs führen sehr wenig Wasser. Die Saalach ist in Weißbach bei Lofer einen halben Meter niedriger als normal, der Durchfluss ist mit rund zwölf Kubikmeter pro Sekunde nahe am historischen Tiefstand für Juni. Die Messungen reichen hier zurück bis 1990.

Österreichischer Trockenheitsindex (Niederschlag und potenzielle Verdunstung) der letzten 30 Tage im Vergleich zum langjährigen Mittel 1961–2010, Stand 27.6.2023

Harald Huemer vom Hydrographischen Landesdienst in Salzburg sieht die Situation aber eher entspannt. Dass es selbst längere niederschlagsfreie Perioden wie dieses Jahr im Frühsommer gibt, sei nichts Ungewöhnliches.

Regen am Freitag und Samstag

Durch die Trockenheit war zuletzt auch die Waldbrandgefahr in einigen Bundesländern hoch. Erst Anfang der Woche hat es auf dem Kleinen Priel bei Hinterstoder in Oberösterreich gebrannt. Vor einer Woche hat es auf dem Salzburger Untersberg einen kleinen Waldbrand gegeben. Eine Änderung der Wetterlage ist aber in Sicht.

Waldbrand am kleinen Priel
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Waldbrand auf dem Kleinen Priel bei Hinterstoder

Am Freitag breiten sich ausgehend von Vorarlberg kräftige Regenschauer und Gewitter aus. Für den Westen zeichnen sich bis Samstag größere Regenmengen ab, gebietsweise über 40 Liter pro Quadratmeter. Das große Defizit wird der Regen zwar bei Weitem nicht ausgleichen, aber die Trockenheit zumindest lindern. Die Flüsse und Seen werden auch vorübergehend wieder steigen. Der Sommer ist aber noch lang. Und bis die nächste Hitzewelle kommt, ist es wohl nur eine Frage der Zeit.