Koran in Schweden verbrannt: Marokko holt Botschafter zurück

Marokko hat nach der Verbrennung von Koranseiten vor einer Moschee in Stockholm die Aktion verurteilt und seinen Botschafter in Schweden zurückgerufen. Die schwedische Regierung habe „einmal mehr eine Demonstration erlaubt“, bei der der heilige Koran verbrannt worden sei, kritisierte das Außenministerium in Rabat in der Nacht auf heute.

Ein Mann zündet in Stockholm den Koran an
IMAGO/TT/Stefan Jerrevång

„Dieser erneute beleidigende und unverantwortliche Akt verschmäht die Gefühle von mehr als einer Milliarde Muslime in dieser heiligen Zeit der Pilgerreise nach Mekka und des gesegneten Fests Id al-Adha“, erklärte das marokkanische Außenministerium. Angesichts der „wiederholten Provokationen“ unter den Augen der schwedischen Regierung sei auch der schwedische Geschäftsträger in Rabat einbestellt worden.

Gestern, am ersten Tag des islamischen Opferfests (Id al-Adha), hatte in Stockholm ein Mann vor etwa hundert Schaulustigen und Journalisten vor der Großen Moschee mehrmals auf den Koran eingetreten und dabei die schwedische Fahne geschwenkt. Danach steckte er Schinkenstreifen in das Buch und verbrannte einige Seiten daraus.

Kritik von Türkei und USA

Der 37-jährige, nach Schweden geflüchtete Iraker Salwan Momika hatte zuvor die Genehmigung der schwedischen Behörden für seine Protestaktion erhalten, nachdem zuletzt andere Aktionen dieser Art untersagt worden waren. Schwedische Gerichte hatten allerdings daraufhin geurteilt, dass die Polizei nicht das Recht habe, die Erlaubnis zu Koranverbrennungen zu verweigern.

Die Türkei verurteilte die Aktion umgehend als „verachtenswert“ und „inakzeptabel“. Der Vorfall könnte die Aussichten auf Schwedens NATO-Beitritt trüben, den die Türkei bisher blockiert.

Auch das US-Außenministerium kritisierte die Koran-Verbrennung. „Wir haben immer gesagt, dass die Verbrennung religiöser Texte respektlos und beleidigend ist“, sagte der stellvertretende Pressesprecher Vedant Patel. Ungeachtet dessen müsse Schweden „so schnell wie möglich“ Mitglied der NATO werden.