Erneut gewaltsame Proteste in Frankreich

Nach einem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris ist es gestern Abend in mehreren französischen Städten erneut zu gewaltsamen Protesten gekommen. Laut Innenminister Gerald Darmanin wurden 150 Menschen festgenommen.

Darmanin sprach von einer „Nacht der unerträglichen Gewalt gegen Symbole der Republik“. Rathäuser, Schulen und Polizeistationen seien „in Brand gesetzt oder angegriffen worden“.

Ausgebrannter Kleinbus nach Ausschreitungen in Frankreich
APA/AFP/Lionel Bonaventure

Unter anderem in Lille, Nantes, Toulouse und Lyon versammelten sich Menschen, um zu protestieren. Alleine in Nanterre, wo der jugendliche Autofahrer Dienstagfrüh gestorben war, wurden 2.000 Einsatzkräfte mobilisiert.

Trauermarsch geplant

In Nanterre heizte sich die Lage im Laufe des Abends auf, es wurden Autos und Mülltonnen in Brand gesetzt. Heute Nachmittag soll ein Trauermarsch für den getöteten Jugendlichen stattfinden, zu dem seine Mutter aufgerufen hat.

In Essone südlich von Paris wurde ein leerer Bus angezündet, in Clamart, wie Nanterre im Departement Hauts-de-Seine, eine Straßenbahn. Im Departement Seine-Saint-Denis nordöstlich von Paris wurden laut Polizei zahlreiche Autos sowie Geschäfte und eine Bücherei in Brand gesetzt, Geschäfte geplündert, Polizeistationen attackiert und Rathäuser beschädigt.

Macron: „Nicht zu entschuldigen“

Eine Motorradstreife hatte den Jugendlichen am Steuer eines Autos in Nanterre bei Paris gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Dieser befindet sich weiterhin im Polizeigewahrsam. Gegen ihn wird wegen Totschlagsverdachts ermittelt. Dem 38-Jährigen droht die Suspendierung.

Präsident Emmanuel Macron reagierte mit Mitgefühl und klaren Worten auf den Tod des Burschen. „Wir haben einen Jugendlichen, der getötet wurde, das ist nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen.“