Macron verurteilt Gewalt gegen „Institutionen und Republik“

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Welle der Gewalt nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle verurteilt und eine Beruhigung der Lage gefordert.

„Die letzten Stunden waren geprägt von Szenen der Gewalt gegen Polizeiwachen, aber auch gegen Schulen, Rathäuser und also im Grunde gegen Institutionen und die Republik“, sagte Macron heute. „Diese sind absolut nicht zu rechtfertigen.“ Er dankte den Einsatzkräften, die die Institutionen geschützt und für Ruhe gesorgt hätten.

„Für mich müssen die nächsten Stunden vor allem zu Besinnung und Respekt führen“, sagte der Präsident. Auch der im Laufe des Tages geplante Trauermarsch müsse in diesem Sinne stattfinden, forderte er.

150 Festnahmen

Eine Motorradstreife hatte den 17-Jährigen Dienstagfrüh in Nanterre bei Paris am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Dieser befindet sich weiterhin im Polizeigewahrsam. Gegen ihn wird wegen Totschlagsverdachts ermittelt.

Zum zweiten Mal in Folge kam es in der Nacht auf heute zu Krawallen, die vom Großraum Paris auf weitere Städte Frankreichs übergriffen. Laut Innenminister Gerald Darmanin wurden 150 Menschen festgenommen.

Frankreich mobilisiert 40.000 Beamte

Die Polizei mobilisiert wegen der gewaltsamen Proteste landesweit 40.000 Beamte. 5.000 von ihnen würden in Paris und Umgebung eingesetzt werden, sagte Darmanin. Damit werde die Zahl der eingesetzten Kräfte im Vergleich zur Nacht davor vervierfacht.

Raab sagt Termine ab

Der Paris-Besuch von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) wurde durch die Ausschreitungen in den Außenbezirken der französischen Hauptstadt stark beeinträchtigt. Alle offiziellen Termine mussten heute aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Raab meinte dazu in einem Pressegespräch: „Wenn wir mitten in Europa Viertel haben, wo es nicht mehr möglich ist, sie zu besuchen, ist das eine sehr erschütternde Sachlage.“

Eigentlich hätte Raab mit der französischen Staatssekretärin Sonia Backes einen dieser mit hoher Kriminalität belasteten Vororte von Paris besuchen sollen. Doch ließ das die Sicherheitslage nicht zu. Offizielle Delegationen konnten die Bezirke nicht besuchen. Auch Treffen mit lokalen Präfekten waren nicht möglich, da diese mit der Krisenbewältigung beschäftigt waren.