Eine explodierende Schaufensterpuppe bei einer Demonstration der Consumer Product Safety Commission (CPSC) über die Gefahren von selbstgebastelten Feuerwerkskörpern
AP/Jacquelyn Martin
US-Unabhängigkeitstag

Drastische Warnungen vor Feuerwerken

Der Unabhängigkeitstag wird in den USA groß gefeiert. Der 4. Juli steht ganz im Zeichen von „Stars and Stripes“, von Familienbesuchen, Picknicken, Paraden – und Feuerwerken. Doch nicht selten enden diese im Fiasko: Mehrere tausend Verletzte gibt es pro Jahr und mehrere Tote, ganz abgesehen von enormen Sachschäden. Angesichts von Trockenheit und Brandgefahr setzen immer mehr Städte auf Alternativen.

Jedes Jahr vor dem Independence Day warnen Behörden und Verbände vor dem unsachgemäßen und riskanten Umgang mit privaten Feuerwerken. Laut der US-Kommission für Produktsicherheit bei Verbrauchsgütern (CPSC) gab es im Vorjahr elf Tote und mehr als 10.000 Verletzte bei Feuerwerken. Drei Viertel aller Unfälle ereignete sich demnach rund um den 4. Juli. Und mehr als ein Viertel der Verletzten war unter 15 Jahren.

Laut langjähriger Statistik der CPSC ereignen sich jährlich durchschnittlich zehn Todesfälle in den USA. Die Zahl der Verletzten ist – mit statistischen Ausreißern nach oben und unten – in den vergangenen 15 Jahren durchwegs gestiegen.

Explodierende Schaufensterpuppen

Jeweils kurz vor dem Unabhängigkeitstag demonstriert die Behörde auch auf drastische Weise, welche Folgen der unvorsichtige Umgang mit Feuerwerken und Knallkörpern hat. Mit Schaufensterpuppen wird gezeigt, welche fatalen Folgen ein unsachgemäßer Umgang haben kann.

Zum ersten Mal seit drei Jahren fand die Präsentation heuer wieder auf der Nationalpromenade zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial statt. Auf Videos ist zu sehen, wie den Schaufensterpuppen durch die Explosionen Köpfe und Gliedmaßen abgetrennt werden. Besonders gewarnt wird vor selbst gebastelten Sprengkörpern.

Boom kam mit der Pandemie

Die Warnungen kommen insofern nicht von ungefähr, als die Feuerwerksbranche geradezu explodiert: Für 2022 wurde ein Rekordumsatz von 2,3 Mrd. Dollar bei Verkäufen an Privatpersonen vermeldet, gewerbliche Verkäufe lagen bei nur 400 Millionen Dollar, berichtet das Onlinemagazin Quartz unter Berufung auf den Branchenverband. Für heuer werden neue Rekorde erwartet.

Der Umsatz mit Feuerwerkskörpern für Privatpersonen hat sich seit 2012 mehr als verdreifacht, als er nur 645 Millionen Dollar betrug. Für den Anstieg ist vor allem ein Boom während der Pandemie verantwortlich. Als 2020 die großen öffentlichen Feuerwerke abgesagt wurden, setzten die Privaten auf ihre eigene Pyrotechnik: Der Umsatz stieg 2020 gegenüber 2019 um 90 Prozent. Und der Trend hält derzeit an.

12.000 Brände pro Jahr

In Medien und sozialen Netzwerken tauchen auch immer wieder Videos auf, die zeigen, dass Pyrotechnik ziemlich gefährlich werden kann. Zuletzt kursierte ein Film, in dem eine kleine Vorgartenparty nach der Zündung von ein, zwei Knallkörpern in einem Feuerinferno endet.

Auch der Nationale Brandschutzverband (NFPA) warnt jährlich vor den Gefahren von Feuerwerken: So hätten Feuerwerkskörper im Jahr 2021 schätzungsweise rund 12.000 Brände ausgelöst, darunter rund 2.000 Gebäudebrände, 316 Fahrzeugbrände und fast 10.000 Brände im Freien. Diese Brände verursachten laut NFPA 29 Verletzte in der Zivilbevölkerung und Sachschäden in Höhe von 59 Millionen Dollar.

Einige Städte setzen auf Drohnenshows

Und angesichts der weitverbreiteten Trockenheit warnen die Behörden in einigen Bundesstaaten, insbesondere im Westen der USA, vor privaten Feuerwerken. Einige Städte setzen mittlerweile auf Alternativen. Salt Lake City, die Hauptstadt von Utah, ersetzt das Feuerwerk durch eine Drohnenshow. Die Stadt argumentiert nicht nur mit der Brandgefahr, sondern auch mit Nachhaltigkeit und Gesundheitsaspekten. Die Emissionen von Feuerwerken gelten als gesundheitsgefährdend.

Menschen schauen sich das Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag über der Skyline von Manhattan an
AP/Bebeto Matthews
Feuerwerke wie hier in New York gehören zu den Höhenpunkten des Unabhängigkeitstags

Auch in Colorado sind heuer laut US-Medienberichten in mehreren Städten Drohnenshows zu sehen, so etwa in Boulder, Lakewood und Castle Rock, ebenso beim Lake Tahoe im Grenzgebiet zu Kalifornien.

Kanadische Waldbrände waren Warnung für die USA

In Oregon bereiten sich die Feuerwehren nach einigen Wochen Trockenheit auf turbulente Tage vor, ebenso in Texas. In Kalifornien waren Winter und Frühjahr zwar niederschlagsreich, dort steht jetzt aber die erste Hitzeperiode an. In Texas geht diese gerade mit leichten Regenfällen zu Ende, nach Temperaturen von bis zu 50 Grad in den vergangenen Tagen ist die Brandgefahr in der ausgedörrten Vegetation aber groß.

Welche Folgen Waldbrände haben können, wurde Millionen UNS-Bürgerinnen und Bürgern erst vor wenigen Wochen eindrücklich vor Augen geführt: Der Rauch zahlreicher schwerer Waldbrände in Kanada hüllte Teile der USA ein und sorgte unter anderem in der Millionenmetropole New York für die schlechteste Luftqualität seit Jahrzehnten.