Israel setzt Offensive im Westjordanland fort

Israels Armee hat ihre Militäroffensive im besetzten Westjordanland in der Nacht auf heute fortgesetzt. Bei Luftangriffen und Gefechten auf dem Boden seien mindestens neun Menschen getötet worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Rund 100 weitere Palästinenser seien verletzt worden, 20 von ihnen lebensgefährlich.

Rauch über Dschenin
APA/AFP/Menahem Kahana

Die Armee war gestern in die palästinensische Stadt Dschenin eingerückt und hatte damit ihre erste Großoffensive seit rund 20 Jahren begonnen. Nach eigenen Angaben beschlagnahmte sie Waffen und Sprengstoff und nahm mehrere Verdächtige fest.

Viele verlassen Dschenin

Palästinensische Medien meldeten am Abend, die israelische Armee habe angeordnet, dass Palästinenser das Flüchtlingslager in Dschenin verlassen sollten. Aufnahmen im Netz zeigten, dass viele Menschen aus ihren Häusern strömten.

Israelischen Medienberichten zufolge bestritten israelische Sicherheitsbeamte hingegen, dass es einen solchen Befehl zur Evakuierung gegeben habe. Laut Armee flüchteten die Menschen zu Tausenden vor den Kämpfen.

„In den vergangenen Monaten ist Dschenin zu einem Rückzugsort für Terrorismus geworden, von dem aus heimtückische Attacken auf israelische Männer, Frauen und Kinder verübt wurden“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei einem Auftritt gestern Abend. „Israelische Soldaten tun alles dafür, um den Tod von Zivilisten zu vermeiden, während Israel alles dafür tut, um sein Recht auf Selbstverteidigung auszuüben.“

Ziel sei es, all jene auszuschalten, „die unser Land vernichten wollen“. Die Militäroffensive werde so lange dauern wie nötig, „um die Mission zu erfüllen“, wurde Netanjahu von israelischen Medien zitiert.

Autonomiebehörde: Keine Zusammenarbeit mehr

Die Palästinensische Autonomiebehörde bekräftigte nach einem Treffen ihrer Führungsriege, dass es mit Israel in Sicherheitsfragen keine Zusammenarbeit mehr geben werde. Ähnliche Ankündigungen hatte die Autonomiebehörde schon bei früheren Gelegenheiten gemacht – sie wurden allerdings faktisch nicht umgesetzt.

Beide Seiten tauschen nachrichtendienstliche Informationen aus, um Terroranschläge zu verhindern und größere Einsätze in allein von der Autonomiebehörde kontrollierten Zonen zu koordinieren. Zudem soll verhindert werden, dass militante Gruppen die Oberhand in diesem Gebiet erlangen.