Festnahmen bei nächtlichen Unruhen in Frankreich

Bei erneuten Unruhen in Frankreich sind in der Nacht auf heute 72 Menschen festgenommen worden. Es seien keine Polizisten und Polizistinnen verletzt worden, teilte das Innenministerium mit. Die seit einer Woche andauernden Unruhen nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle ebbten damit weiter ab. Größere Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.

Präsident Emmanuel Macron würdigte den Einsatz der Beamtinnen und Beamten. „Polizisten, Gendarmen und Feuerwehrleute, vielen Dank für Ihre außergewöhnliche Mobilisierung in den letzten Nächten“, sagte der Präsident. „Ich weiß, wie schwierig diese für Sie und Ihre Familien waren. Sie haben meine Unterstützung.“ Gestern hatte Macron mit Innenminister Gerald Darmanin eine Polizeiwache in Paris besucht.

Bürgermeisterempfang

Macron empfängt heute in Paris 200 bis 300 Bürgermeister aus Städten und Gemeinden, in denen die Ausschreitungen besonders heftig waren. Neben moralischer Unterstützung will der Präsident Hilfe bei der Reparatur beschädigter Rathäuser und anderer öffentlicher Einrichtungen anbieten.

Seit dem Tod des 17-jährigen Nahel durch eine Polizeikugel bei einer Verkehrskontrolle wurde Frankreich von schweren Krawallen erschüttert. Vor allem nachts herrschten teils chaotische Zustände auf den Straßen. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Gegen den Beamten, der den Schuss auf den Jugendlichen abgab, wird wegen Totschlagverdachts ermittelt.

3.400 Festnahmen

Nach Regierungsangaben wurden in den vergangenen Tagen über 3.400 Menschen bei Ausschreitungen festgenommen. 684 Polizisten und Feuerwehrleute seien verletzt worden. Laut dem Sender BFMTV wurden erste Beteiligte bereits im Schnellverfahren verurteilt, unter anderem zu Haftstrafen mit elektronischer Fußfessel.

Bei den seit einer Woche andauernden Unruhen sind landesweit inzwischen rund 5.900 Autos in Brand gesteckt worden, wie der Sender BFMTV am Dienstag unter Verweis auf das Innenministerium berichtete. An 1.100 Gebäuden kam es zu Bränden oder Sachbeschädigungen, und rund 270 Polizeiwachen wurden angegriffen.