Selenskyj reist nach Prag

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach seinem Bulgarien-Besuch heute auf dem Weg nach Tschechien. Er werde dort unter anderem mit Präsident Petr Pavel und Regierungschef Petr Fiala „substanzielle Verhandlungen“ führen, schrieb der 45-Jährige auf Twitter.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Tschechiens Präsident Petr Pavel
Reuters

Thema der Gespräche in Prag werde die weitere Unterstützung für die Ukraine sein, die sich seit fast eineinhalb Jahren gegen die russische Invasion wehrt. Zudem gehe es um den bevorstehenden NATO-Gipfel und den Wiederaufbau nach dem Krieg.

„Ukraine erwartet klares Signal vonseiten der NATO“

Der frühere NATO-General Pavel war im April gemeinsam mit seiner slowakischen Kollegin Zuzana Caputova in Kiew zu Besuch gewesen. Er steht seit Anfang März an der Spitze des EU- und NATO-Mitgliedsstaats Tschechien. Der Besuch Selenskyjs findet kurz vor dem NATO-Gipfel in Vilnius am 11. und 12. Juli statt. „Die Ukraine erwartet ein klares Signal vonseiten der NATO“, betonte der tschechische Ministerpräsident Fiala vor Kurzem. Man müsse sich um die stärkstmögliche Unterstützung bemühen – einschließlich einer Beitrittsperspektive für die Zukunft.

Tschechiens liberalkonservative Regierung gilt als entschiedene Unterstützerin Kiews. In Prag verweist man auf die eigenen negativen Erfahrungen mit dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten vom August 1968 in die damalige Tschechoslowakei. Die letzten Sowjetsoldaten verließen erst 1991 das Land.

Allein von Jänner bis Mai dieses Jahres stellte die tschechische Regierung der Ukraine nach früheren Angaben 24 Panzer, 76 Schützenpanzer und 16 Luftabwehrfahrzeuge zur Verfügung. Hinzu kämen 57.000 Schuss Artilleriemunition sowie weitere Materialien wie Ersatzteile und Schutzausrüstung gegen atomare, biologische und chemische Gefahren.

Treffen mit Erdogan erwartet

Morgen wird Selenskyj zudem in der Türkei erwartet. Er werde sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Istanbul treffen, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite lag zunächst nicht vor. Bei dem Treffen soll es Anadolu zufolge unter anderem um das Getreideabkommen gehen, das am 17. Juli ausläuft.

Zuvor hatte Selenskyj auf Einladung der bulgarischen Regierung Sofia besucht. Dabei haben er und Premierminister Nikolaj Denkow eine weitere Unterstützung der Ukraine vereinbart. Mit seiner traditionell starken Verteidigungsindustrie gilt Bulgarien als wichtiger Waffenlieferant für die Ukraine. Daher stand die weitere Unterstützung im Mittelpunkt der Visite. Darüber hinaus traf Selenskyj bei seinem Besuch auch den bulgarischen Präsidenten Rumen Radew.