Abholzung im brasilianischen Regenwald
AP/Eraldo Peres
Brasilien

Starker Rückgang bei Amazonas-Abholzung

Die brasilianische Regierung berichtet von Erfolgen gegen die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Gebiet. Nach Angaben der Regierung sei die Abholzung dort in den ersten sechs Monaten der Amtszeit von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022 um 33,6 Prozent zurückgegangen, berichtete die BBC am Freitag.

Das bedeutet allerdings auch, dass der Regenwald von Jänner bis Juni 2023 immer noch um weitere 2.649 Quadratkilometer schrumpfte – verglichen mit 3.988 Quadratkilometern in den sechs Monaten des letzten Jahres der Präsidentschaft des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro. Die veröffentlichten Satellitendaten der Regierung wurden nicht unabhängig überprüft, heißt es von der BBC weiter.

Diese neuen Satellitendaten wurden am Donnerstag vom brasilianischen Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE) vorgestellt. „Wir haben einen stetigen Abwärtstrend bei der Abholzung des Amazonas erreicht“, sagte Umweltministerin Marina Silva gegenüber Journalistinnen und Journalisten.

Ein Fluss schlängelt sich durch den brasilianischen Regenwald
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Ein Blick auf den Regenwald

Brände nahmen rasant zu

INPE bezeichnete den Juni in den Daten als den Monat, in dem die Waldrodung im Vergleich zum Juni des Vorjahres um „rekordverdächtige“ 41 Prozent zurückging. Silva sagte, das sei auf Lulas Politik zur Bekämpfung des Klimawandels und der Zerstörung des Regenwaldes zurückzuführen.

Während den Berichten der Regierung zufolge die Abholzung zurückging, gab es laut Statistiken allerdings vermehrt Brände – ob natürlich ausgelöst oder durch Brandstiftung, um die Gebiete etwa illegalerweise zu roden, darüber gibt die Statistik keine Auskunft, wie die BBC schreibt.

Feuer im brasilianischen Regenwald
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Auch zahlreiche Brände setzen dem Regenwald zu

Allein im Juni entdeckte die Satellitenüberwachung laut BBC 3.075 Brände im Amazonas-Gebiet – die höchste Zahl seit 2007, so der britische Sender. Viele der Brände, die enorme Mengen an CO2 freisetzten, stehen im Zusammenhang mit der weiteren Nutzbarmachung und Rodung zuvor abgeholzter Gebiete, hieß es weiter.

Ungezügelte Umweltzerstörung unter Bolsonaro

Der linksgerichtete Lula hatte sein Amt im Jänner mit dem Versprechen angetreten, sich für ein Ende der ungezügelten Umweltzerstörung unter seinem Vorgänger Bolsonaro einzusetzen. Unter Bolsonaro war die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes von 2019 bis 2022 im Vergleich zu zehn Jahren davor um 75 Prozent gestiegen.

Abholzung im brasilianischen Regenwald
AP/Edmar Barros
Riesige Flächen wurden und werden im Amazonas-Gebiet gerodet

Lula versprach, die Entwaldung bzw. Waldrodung bis 2030 zu beenden. Um dieses Ziel zu erreichen, steht er jedoch vor einer großen Herausforderung, denn selbst laut der jüngsten, nun von der Regierung vorgestellten Statistik ist bei allem Rückgang die Waldfläche, die laufend zerstört wird, immer noch riesig.

Schutzgebiete sollen ausgeweitet werden

Im Juni hatte Lula einen umfassenden Schutzplan für den Amazonas vorgestellt. Er sieht unter anderem die sofortige Beschlagnahmung der Hälfte aller illegal genutzten Flächen innerhalb von Schutzgebieten sowie die Ausweisung von drei Millionen Hektar neuer Schutzgebiete bis 2027 vor.

Ein Frachtschiff bringt Holz aus dem brasilianischen Regenwald
Reuters/Paulo Santos
Geschlägertes Holz wird per Schiff auf dem Amazonas abtransportiert

Bolsonaro hatte auch den Bergbau in indigenen Gebieten im Amazonas-Gebiet gefördert. Anfang des Jahres verfügte Lula, dass in sechs neuen indigenen Reservaten der Bergbau verboten und die kommerzielle Landwirtschaft eingeschränkt wird.

Viel Raum für illegale Aktivitäten

Einfach umzusetzen sind die Maßnahmen nicht: Das Gebiet ist so groß, dass eine lückenlose Kontrolle nicht möglich ist. Kriminelle Banden nutzen das weitläufige Gebiet weiterhin für ihre nun illegalen Aktivitäten. Indigene Führer und Gemeinschaften begrüßten die Schritte der neuen Präsidentschaft. Sie betonten jedoch auch, dass mehr Gebiete geschützt werden müssten.

Luftaufnahme vom brasilianischen Regenwald
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Der Erhalt des Regenwaldes ist auch im Kampf gegen die Klimakrise wichtig

Auch Umweltschützer und Umweltschützerinnen begrüßten die Entwicklung. „Die Regierung handelt wieder, setzt geltendes Recht um und schützt den einzigartigen Schatz des Amazonas“, sagte der Leiter der Organisation Observatorio do Clima, Marcio Astrini: „Das führt dazu, dass die Abholzungsraten sinken.“

Reiche Staaten sollen sich beteiligen

Der Amazonas-Regenwald erstreckt sich über neun Länder, größtenteils liegt er in Brasilien. Er ist einer der wenigen verbliebenen großen Urwälder der Welt und beherbergt mehr Pflanzen- und Tierarten als jede andere Region der Erde. Zudem ist er mit seinen Milliarden Bäumen ein wichtiger Kohlenstoffspeicher.

Der Amazonas-Regenwald hat damit eine entscheidende Funktion im globalen Kampf gegen die Klimakrise. Lula rief auch andere Staaten, vor allem die reichen Nationen der westlichen Hemisphäre, dazu auf, sich finanziell an Initiativen zur Rettung des Regenwaldes zu beteiligen.