Selenskyj erwartet von NATO-Gipfel klares Signal

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach seinem Bulgarien-Besuch gestern nach Prag gereist. Dabei äußerte er sich bei einer Pressekonferenz mit seinem tschechischen Amtskollegen Petr Pavel zum bevorstehenden NATO-Gipfel in Vilnius. Dieser solle sich auf reale Inhalte und ein „klares Signal“ für eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Militärallianz konzentrieren.

„Wir brauchen diese Motivation. Wir brauchen Ehrlichkeit in unseren Beziehungen“, so Selenskyj. Es sei der richtige Augenblick gekommen, die Einigkeit und den Mut des Bündnisses unter Beweis zu stellen. Zugleich räumte Selenskyj Widerstände ein. Manch einer sehe sich noch nach Moskau um, kritisierte er.

Ukraine will Raketen mit längerer Reichweite

Er bat erneut um Raketen mit längerer Reichweite. Ohne solche Waffen sei nicht nur die Gegenoffensive der Ukraine, sondern auch der Abwehrkampf gegen Russland „schwierig“ oder sogar „sehr schwierig“, sagte er. Kiew verhandle mit Washington bereits über die Lieferung solcher Waffen, die Entscheidung liege aber „nur“ bei der US-Regierung.

Großbritannien hatte der Ukraine bereits im Mai die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern zugesagt – und somit als erstes Land Waffen mit längerer Reichweite. Wie Selenskyj in Prag sagte, ist die Ukraine auch mit anderen westlichen Verbündeten im Gespräch.

Pavel: NATO-Beitrittsverhandlungen nach Kriegsende

Pavel sprach sich dafür aus, dass die Ukraine unmittelbar nach Kriegsende Beitrittsverhandlungen mit der NATO beginnen sollte. „Das ist im Interesse auch unserer Sicherheit, es ist im Interesse der regionalen Stabilität und der wirtschaftlichen Prosperität“, so der frühere NATO-General.

Tschechien werde sich zudem dafür einsetzen, dass Beitrittsverhandlungen der Ukraine mit der EU noch in diesem Jahr beginnen.

Heute wird Selenskyj zudem in der Türkei erwartet. Er werde sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Istanbul treffen, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite lag nicht vor. Bei dem Treffen soll es Anadolu zufolge unter anderem um das Getreideabkommen gehen, das am 17. Juli ausläuft.