Ausschreitungen bei Eritrea-Festival im deutschen Gießen

Gewalt, verletzte Polizisten und Sachbeschädigungen: Bei dem in der deutschen Stadt Gießen (Bundesland Hessen) an sich seit Jahren stattfindenden Eritrea-Festival ist diesmal gleich zu Beginn die Lage eskaliert. „Die Kollegen wurden massiv angegriffen, Steinwürfe, Flaschenwürfe, Rauchbomben“, sagte ein Polizeisprecher gestern. 26 Einsatzkräfte seien unter anderem durch Steinwürfe verletzt worden.

Hundert Ermittlungsverfahren eingeleitet

Den Polizeiangaben zufolge seien in der Früh in Gießen unterschiedlich starke Personengruppen durch Ausschreitungen an verschiedenen Orten aufgefallen. Insgesamt seien 100 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Körperverletzung und schwerem Landfriedensbruch eingeleitet worden.

Die Polizisten hätten am Samstag mehr als 400 Personen kontrolliert und gegen einen großen Teil von ihnen Platzverweise verhängt. Rund 100 Personen seien in Gewahrsam genommen worden, die zum Teil aus dem europäischen Ausland angereist seien.

Im Laufe des Nachmittags habe sich die Lage zwar wieder beruhigt – der Großeinsatz werde aber auch heute andauern, wie ein Polizeisprecher weiter mitteilte. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamten im Einsatz.

Ausschreitungen bereits im Vorfeld befürchtet

Die Polizei hatte sich seit Tagen auf eine Großlage in der hessischen Stadt und die Anreise potenziell gewaltbereiter Gegner der Veranstaltung eingestellt. Das Festival gilt wegen seiner Nähe zur Regierung des ostafrikanischen Landes als umstritten.

Bereits im August vergangenen Jahres war es bei der Vorgängerveranstaltung zu gewaltsamen Ausschreitungen mit Verletzten gekommen. Der Zentralrat der Eritreer in Deutschland als Veranstalter rechnete mit jeweils etwa 2.500 Besuchern pro Veranstaltungstag.

Einberufung von Botschafter gefordert

Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) forderte die Regierung auf, den Botschafter des ostafrikanischen Landes einzubestellen. „Der eritreischen Regierung muss deutlich gemacht werden, dass eritreische Konflikte nicht auf deutschem Boden ausgetragen werden dürfen“, sagte Beuth. „Unsere Polizistinnen und Polizisten sind nicht der Prellbock für Konflikte von Drittstaaten.“

Die Stadt Gießen hatte das Festival zunächst wegen Sicherheitsbedenken verboten. Das wurde vom Gießener Verwaltungsgericht gekippt. Am Freitag bestätigte der zuständige Verwaltungsgerichtshof des Landes Hessen diese erstinstanzliche Entscheidung. Nach Darstellung des Polizeisprechers handelt es sich bei dem Festival um „eine kulturelle Veranstaltung“, die die eritreische Kultur und Traditionen feiere. Bereits im vergangenen Jahr waren jedoch Vorwürfe laut geworden, dort sollte Geld zur Unterstützung des Regimes gesammelt werden.