US-Institut ISW: Wagner-Armee weiter Gefahr für Putin

Die Wagner-Armee des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin stellt aus Sicht von US-Fachleuten weiter eine potenzielle Gefahr für Kreml-Chef Wladimir Putin und seinen Machtapparat dar. „Putin erlaubt Wagner und Prigoschin weiter, in Russland zu operieren und potenziell eine Gefahr für sein Regime zu sein“, hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) von gestern Abend (Ortszeit) in Washington.

Auch zwei Wochen nach dem kurzzeitigen Wagner-Aufstand mit geschätzt 25.000 Söldnern gegen die russische Militärführung könnten sich Prigoschin und die Kommandanten frei in Russland bewegen.

Bemerkenswertes Vertrauen oder Unfähigkeit

Putin habe entweder ein bemerkenswertes Vertrauen in die beteuerte Loyalität Prigoschins oder er sei unfähig, gegen die Wagner-Truppen vorzugehen, meinten die ISW-Fachleute. Der Kreml-Chef hatte Prigoschin und seinen Wagner-Söldnern Straffreiheit zugesichert, nachdem sie den Aufstand überraschend beendet hatten. Der Präsident bot den Söldnern an, einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zu unterschreiben, sich nach Hause bzw. ins benachbarte Belarus zurückzuziehen.

In Minsk hatte Machthaber Alexander Lukaschenko das Ende des Aufstandes vermittelt und Prigoschins Armee Stützpunkte angeboten. Nach Lukaschenkos jüngsten Angaben haben sich weder Prigoschin noch die Truppen dort bisher niedergelassen. Die ISW-Fachleute verwiesen auch auf Aussagen eines Wagner-Kommandanten, nach denen die Truppen derzeit bis August im Urlaub seien. Nach Aussagen des Befehlshabers Anton Jelisarow, Kampfname Lotos, könnte der Kreml auch versuchen, die in Afrika und im Nahen Osten agierenden Söldner unter seine Kontrolle zu bringen.

„Ukraine kann weiter davon profitieren“

Die ISW-Fachleute meinten, dass die Neuorganisation der Wagner-Armee und ihre Verlegung nach Belarus noch bis zum Herbst nicht klar sein würden. Auch die genauen Abmachungen zwischen Putin und seinem früheren Vertrauten Prigoschin sowie weitere Folgen des schnell wieder beendeten Wagner-Aufstandes blieben weiter unklar. „Aber die Ukraine hat schon Nutzen aus der Rebellion gezogen und kann weiter davon profitieren“, hieß es in der ISW-Analyse.