Selenskyj und Duda erinnerten an Wolhynien-Massaker

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Staatschef Andrzej Duda haben in der Stadt Luzk im Nordwesten der Ukraine bei einem nicht angekündigten Treffen der Opfer der Wolhynien-Massaker vor 80 Jahren gedacht. „Zusammen ehren wir die unschuldigen Opfer von Wolhynien! Erinnerung vereint uns! Zusammen sind wir stärker“, schrieb Selenskyj heute bei Telegram. Er veröffentlichte auch Fotos des gemeinsamen Gedenkens mit Duda und Kirchenvertretern.

100.000 Menschen ermordet

Bei den Massakern in Wolhynien und Ostgalizien zwischen 1943 und 1945 während des Zweiten Weltkriegs ermordeten ukrainische Nationalisten der Aufstandsarmee UPA etwa 100.000 Menschen aus Polen.

Zum 80. Jahrestag der Massaker von Wolhynien im Westen der Ukraine hatten Kirchenvertreter aus Polen und der Ukraine zuletzt eine weitere Aufklärung der Verbrechen gefordert und zur Versöhnung aufgerufen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und das etwa im Kiewer Vorort Butscha dokumentierten Massaker an Zivilisten und Zivilistinnen wiesen sie auf die Bedeutung einer Aufarbeitung hin.

20.000 Tote bei Vergeltungsakten

Ukrainische Nationalisten hofften damals, durch einen Aufstand gegen die deutschen Besatzer und die Beseitigung der polnischen Zivilbevölkerung den ukrainischen Anspruch auf das Gebiet zu untermauern. Die Gewalt in der heutigen Westukraine erreichte im Juli 1943 ihren Höhepunkt. Viele Opfer wurden bei lebendigem Leib in den Kirchen ihrer Dörfer verbrannt. Bei Vergeltungsakten wurden Schätzungen zufolge bis zu 20.000 Ukrainer und Ukrainerinnen getötet.

In Polen und der Ukraine wird in diesen Tagen an die Opfer der Massaker erinnert. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki reiste am Freitag in das einstige Dorf Ostrowki in der Westukraine, dessen polnische Bewohner im Sommer 1943 getötet worden waren. Morawiecki sagte, ohne eine restlose Aufklärung der Verbrechen werde Russland diese Karte nutzen, um Ukrainer und Polen gegeneinander auszuspielen.

Russland behauptet immer wieder ohne Grundlage, Polen wolle sich im Zuge des seit mehr als 500 Tagen laufenden Krieges Gebiete in der Westukraine zurückholen.

Das EU- und NATO-Land Polen hat knapp 1,6 Millionen Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine aufgenommen. Zudem hat sich Polen seit Beginn des russischen Angriffskrieges als einer der standhaftesten Unterstützer der Ukraine im Westen erwiesen.