Katastrophenschutz: Menschen mit Behinderung üben Kritik

Menschen mit Behinderungen werden im Katastrophenschutz kaum mitbedacht, kritisieren Betroffene und Fachleute in einer Dokumentation, die von der inklusiven Onlineplattform Andererseits.org heute veröffentlicht wurde. In Österreich gibt es aber auch ein positives Beispiel.

Anlass für die Dokumentation ist der zweite Jahrestag der Flut im deutschen Ahrtal am 14. Juli. 134 Menschen starben, zwölf von ihnen lebten in einem Wohnheim der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen.

Menschen mit Behinderungen seien immer noch nicht mitten in der Gesellschaft. „Deshalb ist es auch so leicht, sie im Katastrophenschutz zu vergessen“, sagt Andererseits.org-Geschäftsführerin Clara Porak. Das sieht auch die Behindertenanwältin Christine Steger so. Die nächstliegende Maßnahme, sagt sie, wäre, dass „Menschen mit Behinderungen in den Krisenstäben mit einbezogen werden“.

Zwölf Menschen mit Behinderung gestorben

In der Dokumentation „Rette sich, wer kann – wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt“ wird deutlich gemacht, dass sich seither kaum etwas geändert habe: Kein Ministerium, keine Instanz fühle sich zuständig für „eine Strategie, den Schutz von Menschen mit Behinderungen gleichermaßen zu gewährleisten“. Dieses Versäumnis betreffe mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland und Österreich.

Der Film folgt den Ereignissen in Sinzig an der Ahr, wo im Juli 2021 jene zwölf Menschen mit Behinderungen starben. Betroffene, Hinterbliebene sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe kommen zu Wort, Fachleute für Katastrophenschutz üben Kritik, dass für Lösungen die politische Umsetzung fehle.

Der Vorstand der Lebenshilfe Ahrweiler gibt in dem Film zu, man sei auf eine Flutkatastrophe nicht vorbereitet gewesen, das wäre Aufgabe von Behörden und Politik. Das Auftreten von Naturkatastrophen und Tote könne man nicht verhindern, meint der Katastrophenforscher Friedrich Gabel. „Was wir verhindern können, ist, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen viel stärker getroffen werden, dass sie viel häufiger Opfer werden.“

Positives Beispiel in Kärnten

Ein positives Beispiel für einen Ort, wo Verantwortliche das Problem angehen, sei die Gemeinde Treffen in Kärnten, namentlich die Notfallplanungen der Diakonie de La Tour. Auch die Landespolitik habe erste Schritte gemacht, seit Jahresanfang müssten Einrichtungen einen Sicherheitsbeauftragten haben. Zudem habe Kärnten rund 120 barrierefreie Stützpunkte mit Notstrom errichtet.