Überflutungen in Ludlow
Reuters/Instagram @henrysweatherchannel
Fluten und Hitze

Wetterextreme suchen USA heim

Im Nordosten der USA haben heftige Regenfälle zu Überschwemmungen ungeahnten Ausmaßes geführt. Die Bundesstaaten Vermont und New York sind am stärksten betroffen, für 13 Millionen Menschen gilt eine Hochwasserwarnung. Gleichzeitig bereitet sich der Süden der USA auf eine Hitzewelle mit bis zu 44 Grad Celsius vor.

Selbst im mit Überschwemmungen vertrauten Nordosten der USA sind die Menschen aufgefordert, die schier unendlichen Wassermengen nicht zu unterschätzen. Die aktuellen Sturzfluten, die durch heftige Regenfälle seit dem Wochenende ausgelöst wurden, suchen ihresgleichen. Straßen wurden überschwemmt, Flüsse traten über die Ufer.

Eine Frau starb, als sie vor den Augen ihres Verlobten mitgerissen wurde. „Er sah, wie sie buchstäblich davongerissen wurde“, sagte die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, bei einer Pressekonferenz. Der Regen habe „lebensbedrohliche Bedingungen durch Sturzfluten“ geschaffen, sagte sie.

Überschwemmungen in US-Staat Vermont

Im Nordosten der USA haben heftige Regenfälle zu starken Überschwemmungen geführt. Der Bundesstaat Vermont ist besonders stark betroffen.

Schlimmste Überschwemmungen seit 2011

Mit Booten wurden zahlreiche abgeschnittene Menschen in Sicherheit gebracht, etwa ein Dutzend Camper in Andover. „Eine Brücke wurde unterspült, es war der einzige Weg rein oder raus“, so die Beamtin Jeanette Haight. Rund 50 Menschen wurden insgesamt vergangene Nacht per Boot gerettet – angesichts reißender Fluten oft die einzige Möglichkeit.

Überflutete Straßen in Montpelier, Vermont
Reuters/Maggie Lenz
Vermonts Hauptstadt Montpelier steht unter Wasser

Die Behörden in Vermont sprachen von den schlimmsten Überschwemmungen seit Hurrikan „Irene“ 2011. „Das ist eine Veranstaltung, bei der alle Hände gebraucht werden“, so der Gouverneur von Vermont, Phil Scott. Im Bundesstaat wurde der Notstand ausgerufen, um schneller an benötigte Mittel zu gelangen. Hier kamen teilweise bis zu 20 Zentimeter Regen zusammen, ebenso wie im Staat New York.

Zerstörte Straße in Highland Falls, N.Y.
AP/Ted Shaffrey
Unterspülte Brücken erschweren den Rettern die Arbeit

Warnungen an Betroffene

Das Schlimmste war am Dienstag noch nicht vorbei, wie der Nationale Wetterdienst (NWS) prognostizierte. Besonders Vermonts Hauptstadt Montpelier dürfte von den weiteren Regenfällen betroffen sein. „Wir wollen wirklich, dass die Menschen äußerst wachsam sind, das Wetter beobachten und nicht zu lange warten, um höher gelegene Gebiete zu erreichen“, sagte Mark Bosma, Sprecher der örtlichen Katastrophenschutzbehörde.

Auch der Verkehr wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Mehr als 1.000 Flüge von und zu Flughäfen in der gesamten Region, darunter der New Yorker Airport LaGuardia und Logan in Boston, waren verspätet oder wurden gänzlich gestrichen. Der Bahnbetreiber Amtrak stellte den Personenzugsverkehr in New York teilweise ein, nachdem die Gleise beschädigt wurden. Fernverkehrsstraßen in mindestens fünf Bezirken wurden wegen der Überflutungen gesperrt. Der private Meteorologe AccuWeather schätzte den Schaden vorläufig auf drei bis fünf Milliarden US-Dollar.

Hitze im Süden gekommen, um zu bleiben

Auch im Süden der USA werden die Menschen derzeit aufgefordert, möglichst nicht vor die Tür zu gehen. Hier bereitet man sich allerdings auf ein anderes Extremwetter vor. Eine starke Hitzewelle kündigt sich an, von der mehr als 50 Millionen Menschen von Kalifornien im Südwesten über Texas bis nach Florida im Südosten betroffen sein werden. Laut NWS bildete sich schon in den vergangenen Tagen ein Hitzedom: Bei diesem Phänomen ist die Hitze wie unter einer Kuppel gefangen und kann nicht entweichen.

Teile von Kalifornien, Arizona, Nevada und New Mexico müssen mit Temperaturen über 37 Grad rechnen, in Teilen des Bezirks Los Angeles könnte das Thermometer gar auf 44 Grad steigen. Hitze sei „das tödlichste Wetterphänomen“ in den Vereinigten Staaten, warnte das NWS. Auch in der Nacht sei kaum oder gar keine Abkühlung zu erwarten.

Infografik zur Entstehung eines Hitzedoms
Washington Post/ORF

Abgesehen von den hohen Temperaturen ist es vor allem die Dauer der Hitzewelle, die Fachleuten Sorge bereitet: In Phoenix, der Hauptstadt des Bundesstaates Arizona, war es bereits zehn Tage über 43 Grad heiß. Auch im Großraum Miami im Süden des Bundesstaates Florida gilt bis Mittwoch eine Hitzewarnung.

Im Sommer 2021 hatte eine Wärmekuppel Kanada und dem Westen der USA eine beispiellose Hitzewelle beschert. Eine Untersuchung der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) ergab, dass diese ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen wäre.

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist aber durch wissenschaftliche Evidenz: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.