Bericht: EU will Verbot gefährlicher Chemikalien einschränken

Einem Bericht des „Guardian“ zufolge will die EU auf Druck von Industrie und Teilen der Politik das vollständige Verbot gefährlicher Chemikalien aufheben, darunter sind auch viele „ewige“ Chemikalien (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, PFAS).

PFAS reichern sich im menschlichen Körper und in der Natur an, sind laut Studien krebserregend und können Entwicklungs- und Fortpflanzungsstörungen auslösen.

Das Verbot gefährlicher Chemikalien ist ein wesentliches Anliegen des „Green Deal“. Für Konsumgüter sollten die schädlichsten Chemikalien verboten werden. Dem Bericht zufolge gibt es nun drei Optionen, wie viel künftig nun tatsächlich eingeschränkt werden sollen: ein, zehn oder 50 Prozent.

Einsparungen im Gesundheitsbereich in Milliardenhöhe

In dem 77-seitigen Dokument wurden die Auswirkungen eines Verbots von gefährlichen Stoffen abgeschätzt. Es ist Teil einer Überarbeitung der Zielvorgaben in der Reach-Verordnung der EU zum Chemikalienrecht. Darin wird geschätzt, dass die Einsparungen im Gesundheitsbereich durch das Verbot von Chemikalien die Kosten für die Industrie um das Zehnfache übersteigen würden.

Für die Behandlungen von Krankheiten wie Krebs und Fettleibigkeit würden demnach um elf bis 31 Mrd. Euro pro Jahr weniger anfallen. Die Anpassungskosten der Unternehmen lägen zwischen 0,9 und 2,7 Mrd. Euro pro Jahr.

Reach-Aktualisierung verzögert sich

Die Aktualisierung von Reach sollte eigentlich bis Ende des Jahres auf den Weg gebracht werden, bisher verzögert es sich aber, da sich auch die damit beschäftigten EU-Kommissionsabteilungen – Direktion Umwelt und Direktion Binnenmarkt – nicht einig sind.

Ein weiterer Grund für die Verzögerung sei der Druck mehrerer EU-Staatschefs, so der „Guardian“. Der französische Präsident Emmanuel Macron etwa forderte eine „Regulierungspause“ im Umweltrecht, um der Industrie zu helfen. „Der regulatorische Rückzug der EU könnte das Ende für den europäischen ‚Green Deal‘ sein und den Zynismus über unzuverlässige Eliten schüren“, so die Leiterin des Bereichs Chemikalienpolitik beim Europäischen Umweltbüro, Tatiana Santos, gegenüber dem „Guardian“.