Rückzug aus Russland: Großkonzerne hielten Versprechen nicht

Forscherinnen und Forscher der US-Universität Yale haben im Zuge neuer Recherchen festgestellt, dass zahlreiche Großkonzerne immer noch in Russland vertreten sind – trotz anderslautender Versprechen. Das berichtete CNN gestern. So werden darin etwa Unternehmen wie Heineken, Unilever, Philip Morris und Mondelez genannt.

Insgesamt hätten rund tausend Unternehmen versprochen, sich aus Russland zurückzuziehen oder zumindest ihre Präsenz zu reduzieren. Nicht alle hielten sich jedoch daran, zeigt die Untersuchung.

„Verhalten sich wie Kriegsgewinnler“

„Diese Unternehmen brechen ihre Versprechen. Sie verhalten sich wie Kriegsgewinnler“, sagte Jeff Sonnenfeld von der Uni Yale in einem Interview mit CNN: „Das ist mehr als enttäuschend. Es ist beschämend und unethisch.“ Die Yale-Recherche, die CNN exklusiv vorlag, stützt sich auf Informanten, Fachleute im Land, in Russland tätige Studenten, Unternehmensdokumente und Medienberichte.

Sonnenfeld, der vor dem Kongress über Unternehmen, die Russland verlassen haben, ausgesagt hat, wirft diesen Unternehmen nicht vor, gegen das Gesetz zu verstoßen. Stattdessen argumentiert er, dass sie durch ihren Verbleib in Russland gegen einen moralischen Kodex verstoßen und gleichzeitig „ihre eigenen Marken selbst verbrennen“.

Tausende Angestellte in Russland

Heineken habe etwa immer noch sieben Brauereien und über 1.800 Angestellte, heißt es. Mondelez beschäftige derzeit immer noch 3.000 Angestellte. Auch Unilever versprach etwa, nur „unverzichtbare“ Waren weiterhin zu verkaufen, heißt es in dem CNN-Artikel – trotzdem werde aber etwa Cornetto weiter in Supermärkten gehandelt.

Der Konzern verwies auf ein Statement vom Februar, wonach man den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine „verurteilt“ und gleichzeitig das Verlassen Russlands als „nicht einfach“ bezeichnete.

Andere Konzerne, er nannte etwa den britischen Ölriesen BP, hätten zahlreiche Verluste hingenommen, um ihren Ankündigungen nachzukommen. „Es ist nichts anderes als institutionelle Trägheit oder ideologische Arroganz. Es ist nicht sinnvoll“, so Sonnenfeld gegenüber CNN. „Die heutige Symbolik ist eine implizite Unterstützung des Regimes von (Präsident Wladimir, Anm.) Putin.“

Auch RBI und OMV in Russland weiter aktiv

Auch die Ausstiegspläne der Raiffeisen Bank International (RBI) verlaufen Insidern zufolge schleppend. Der von Bankchef Johann Strobl genannte Zeitplan für eine mögliche Abspaltung des Russland-Geschäfts dürfte kaum noch zu schaffen sein: Im Mai hatte der Manager einen möglichen „Spin-off“ bis Ende September in Aussicht gestellt. Doch eine Entscheidung steht aus. Kritiker werfen der Bank vor, dass sie einen Ausstieg nicht ernsthaft verfolge, sondern darauf hoffe, dass der Krieg bald endet.

Die OMV will unterdessen auch im kommenden Winter einen Großteil des Gases aus Russland beziehen, so OMV-Chef Alfred Stern gegenüber der „Financial Times“. Man wolle nicht aus dem Liefervertrag mit Gasprom aussteigen, der 2018 unterzeichnet wurde. „Solange Gasprom liefert (…), werden wir weiterhin diese Mengen von Gasprom beziehen“, sagte Stern in dem Interview.