Nike Logo über einem Geschäft
IMAGO/Zoonar/Bruno Coelho
Zwangsarbeit in China

Kanada geht Vorwürfen gegen Nike nach

Die kanadische Ethikaufsichtsbehörde hat Untersuchungen zu Vorwürfen eingeleitet, wonach Nike Canada und das Goldminenunternehmen Dynasty Gold in China von uigurischer Zwangsarbeit profitiert haben sollen. Von einer Koalition von Menschenrechts-NGOs wurden davor entsprechende Beschwerden eingereicht. Die Unternehmen gingen sofort in Verteidigung.

Behauptet wurde unter anderem, dass Nike Canada Corp. Lieferbeziehungen mit mehreren chinesischen Unternehmen unterhalte, die nach Ansicht des australischen Thinktanks Australian Strategy Policy Institute (ASPI) uigurische Zwangsarbeit einsetzen oder zumindest davon profitieren. Die Uiguren sind eine unterdrückte muslimische Minderheit in China.

Im Jahr 2020 veröffentlichte die Denkfabrik ASPI einen Bericht, in dem sie schätzte, es würden mehr als 80.000 Uiguren und Uigurinnen zur Arbeit in Fabriken in ganz China eingesetzt. In dem Bericht hieß es, Nike habe „keine konkreten Schritte unternommen, um zweifelsfrei sicherzustellen, dass in seiner Lieferkette keine Zwangsarbeit eingesetzt wird“.

„Haben uns bei Vertragslieferanten vergewissert“

Nike reagierte, dass es keine Verbindungen mehr zu den chinesischen Firmen habe, die der uigurischen Zwangsarbeit beschuldigt würden. Dem Bericht zufolge lehnte Nike ein Treffen mit der Canadian Ombudsperson for Responsible Enterprise (CORE) – zu Deutsch etwa kanadische Ombudsperson für verantwortungsbewusstes Unternehmertum – ab, stellte aber Informationen zur Verfügung.

Karte zeigt die uigurische Volksgruppe in China
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: dpa

Nike schickte auch einen Brief an Ombudsfrau Sheri Meyerhoffer, in dem es hieß: „Wir sind besorgt über Berichte zu Zwangsarbeit in der autonomen Region Xinjiang.“ Und weiter: „Nike bezieht keine Produkte aus Xinjiang, und wir haben uns bei unseren Vertragslieferanten vergewissert, dass sie keine Textilien oder Garn aus dieser Region verwenden.“

Der Bericht über Dynasty Gold legt nahe, das Unternehmen habe vom Einsatz uigurischer Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen in einer Mine in China profitiert, an der das Goldbergbauunternehmen eine Mehrheitsbeteiligung hält. Dynasty Gold gab bekannt, es habe keine Verbindung zu der Mine. Die Vorwürfe seien aufgekommen, nachdem das Unternehmen die Region verlassen habe. Geschäftsführerin Ivy Chong sagte gegenüber der CBC, der ursprüngliche Bericht sei „völlig unbegründet“.

Beschwerden in weiteren Fällen

Die Ethikaufsichtsbehörde hat nach kanadischem Recht das Mandat, kanadische Bekleidungs-, Bergbau- sowie Öl- und Gasunternehmen, die außerhalb des Landes tätig sind, für mögliche Menschenrechtsverletzungen, einschließlich ihrer Lieferketten, zur Verantwortung zu ziehen.

„Die von den Beschwerdeführern vorgebrachten Anschuldigungen werfen ernste Fragen hinsichtlich des möglichen Missbrauchs des international anerkannten Rechts auf Freiheit von Zwangsarbeit auf“, sagte Ombudsfrau Meyerhoffer in ihrer ersten Bewertung, die am Dienstag veröffentlicht wurde. „Es ist unsere Aufgabe, Menschenrechtsbeschwerden auf faire und unparteiische Weise zu lösen, um den Betroffenen zu helfen und die verantwortungsvollen Geschäftspraktiken der betroffenen Unternehmen zu stärken.“

Das ist die erste derartige Untersuchung, die CORE seit ihrer Einführung 2021 durchführt. Die Aufsichtsbehörde untersuchte all jene Beschwerden, die im Juni 2022 von einer Koalition aus 28 Organisationen der Zivilgesellschaft eingereicht wurden. Neben den Beschwerden gegen Nike und Dynasty Gold gab es elf weitere, zu denen die Aufsichtsbehörde in Kürze Berichte veröffentlichen will.

Peking streitet Vorwürfe ab

China wird seit Jahren vorgeworfen, in der nordwestlichen Provinz Xinjiang die Uiguren und andere muslimische Minderheiten systematisch zu unterdrücken. In einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2022 heißt es, China habe „schwere Menschenrechtsverletzungen“ gegen Uiguren begangen, die „möglicherweise internationale Verbrechen, insbesondere Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ darstellen.

Mehr als eine Million Menschen werden laut Menschenrechtsorganisationen in der Region in Lagern interniert. Peking werden unter anderem Zwangssterilisierungen und Zwangsarbeit vorgeworfen. Eine Reihe westlicher Unternehmen vor allem im Textilsektor steht im Verdacht, davon zu profitieren oder profitiert zu haben. Peking streitet alle Vorwürfe ab.