Nach Militäreinsatz: Palästinenserpräsident Abbas in Dschenin

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat eine Woche nach dem Ende eines israelischen Militäreinsatzes erstmals seit zehn Jahren wieder die Stadt Dschenin im Westjordanland besucht. Er legte dort heute einen Kranz am Grab mehrerer Todesopfer nieder, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete.

Abbas’ Palästinensische Autonomiebehörde ist für Dschenin zuständig. Das israelische Militär warf der Behörde jedoch kürzlich vor, die Kontrolle dort verloren zu haben und nicht ausreichend gegen terroristische Aktivitäten vorzugehen. Der Ort gilt als Hochburg militanter Palästinenser.

Größter Militäreinsätze seit 20 Jahren

Israels Armee hatte in der vergangenen Woche in der Stadt einen der größten Militäreinsätze im Westjordanland seit 20 Jahren durchgeführt. Mehr als tausend Soldatinnen und Soldaten waren nach mehreren Luftschlägen in Dschenin eingerückt, um dort israelischen Armeeangaben zufolge „terroristische Infrastruktur“ zu zerschlagen.

Mindestens zwölf Palästinenser sowie ein israelischer Soldat kamen ums Leben. Nach Angaben des Militärs sollen die getöteten Palästinenser Kämpfer gewesen sein. Abbas’ Sprecher Nabil Abu Rudaina sprach von einem „neuen Kriegsverbrechen“.

Als Zeichen der Kontrolle gewertet

Abbas wollte bei seinem Besuch auch den Fortschritt des Wiederaufbaus der Stadt und des Flüchtlingslagers nach dem israelischen Militäreinsatz begutachten, wie Wafa berichtete.

Fachleute vermuten, dass die im Gazastreifen herrschende Hamas vorhat, die marode Autonomiebehörde Abbas’ im Westjordanland zu ersetzen. Sein Besuch wird deshalb als Zeichen gewertet, dort Präsenz zu zeigen und die Kontrolle über den Ort wiederzuerlangen.