Wirtschaftsstandort wegen hoher Energiepreise unter Druck

Österreichs Wettbewerbsfähigkeit gerät durch die hohen Energiepreise unter Druck. Die Energiepreise sinken derzeit zwar wieder, werden aber mittelfristig nicht mehr das Niveau vor der durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelösten Energiekrise erreichen. Das betonte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr heute bei einer Pressekonferenz.

Das WIFO untersuchte im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKO) in verschiedenen Szenarien, wie sich die hohen Energiepreise konkret auf die heimische Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Im schlimmsten Fall könnte die Industrieproduktion um sieben Prozent gegenüber dem Stand vor der Pandemie zurückgehen.

Energieintensive Branchen wie die Papier-, Chemie- und Glasindustrie und auch die Textil- und Futtermittelindustrie seien von hohen Energiepreisen stärker betroffen.

Felbermayr: Bessere Rahmenbedingungen nötig

Österreich sei von der Energiekrise stärker betroffen als andere Länder, da die Abhängigkeit von russischen Gasimporten groß und die Strompreise höher als etwa in Deutschland seien. Die Politik müsse daher den Umbau der Industrie hin zu erneuerbarer Energie unterstützen und für bessere Rahmenbedingungen sorgen, etwa durch ein wirksames Klimaschutzgesetz, so Felbermayr.

Das Klimaschutzgesetz legt fest, wie groß das Treibhausgasbudget ist, das Österreich pro Jahr zur Verfügung steht, und wer wie viele Emissionen ausstoßen darf. Das Klimaschutzgesetz lief vor über zweieinhalb Jahren ersatzlos aus.

Das WIFO bat auch die Unternehmen um ihre Einschätzung. Rund 300 Betriebe beteiligten sich an der Befragung. Etwa die Hälfte der Firmen erwarten bei anhaltend hohen Energiepreisen eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber europäischen und außereuropäischen Konkurrenten.

47 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Verlagerung von Produktionsschritten in Länder außerhalb der EU durch hohe Energiepreise begünstigt werde. Der WIFO-Chef sieht diese Entwicklung mit Sorge. Exportorientierte Industriebetriebe würden vor allem im ländlichen Raum gute Arbeitsplätze für Menschen mit geringerer Ausbildung bieten.

Kopf für Industriestrompreis nach deutschem Vorbild

WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf forderte angesichts der Ergebnisse der WIFO-Untersuchung etwa eine Verlängerung der Strompreiskompensation für Unternehmen. Diese gilt bisher nur für ein Jahr und muss jährlich verlängert werden, während sie in Deutschland bis 2030 gilt.

Kopf will einen Industriestrompreis, mit dem die Betriebe langfristig kalkulieren können. Kopf erneuerte auch seine Forderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten und schnelleren Genehmigungsverfahren.