Teuerung könnte bald zu mehr Privatinsolvenzen führen

Die Gründe für das Abgleiten in Privatinsolvenz sind vielfältig. Gläubigerschützer und Schuldnerberatungen haben einen unterschiedlichen Blick auf die Ursachen. Relativ einig sind sich beide Seiten, dass die steigenden Kosten in allen Lebensbereichen bald mehr ins Gewicht fallen dürften.

Das geht aus Angaben des Kreditschutzverbands KSV1870 und Ausführungen des Geschäftsführers der ASB Schuldnerberatungen, Clemens Mitterlehner, von heute hervor.

KSV1870: Viele Pleiten durch „persönliches Verschulden“

Laut der heute veröffentlichten Erhebung des KSV1870 ist der Hauptgrund fürs Abgleiten in die Pleite mit 28,1 Prozent „persönliches Verschulden“, hieß es in einer Aussendung. Der Kreditschutzverband analysierte 6.000 Privatkonkurse des Vorjahres. Die Zahl war 2022 gegenüber 2021 um 13 Prozent auf knapp 8.200 gestiegen, lag aber noch unter dem Vor-CoV-Niveau.

Weitere häufig erhobene Ursachen seien „ehemalige Selbstständigkeit“, eine „konsequente und über einen längeren Zeitraum anhaltende Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit“ sowie „Einkommensreduktion“, darunter „Arbeitslosigkeit“. Auch „Lebenskrisen“ tragen zu den Privatpleiten bei.

Ein Privatkonkurs entsteht zumeist über einen längeren Zeitraum. Die Inflation könnte bald ein größerer Faktor werden, fürs Vorjahr war sie laut KSV noch nicht gewichtig. Jetzt aber stehe die finanzielle Stabilität der Menschen in Österreich aufgrund der mittlerweile seit mehr als einem Jahr anhaltenden Kostensteigerungen mehr denn je auf dem Prüfstand.

Schuldnerberater warnt vor Folgen der Teuerung

„Es sind sicher mehr Menschen denn je wegen der Teuerung jetzt in einer finanziellen Schieflage“, sagte Schuldnerberater Mitterlehner. Er warnte, dass die Folgen der Teuerungskrise noch länger zu spüren sein werden, als es bis zum Abflauen der Inflation dauere.

Darüber hinaus ist die Sicht auf die Dinge eine andere als bei den Gläubigerschützern: „Die Hauptgründe für Überschuldungssituationen und Privatkonkurse sind Einkommensverminderungen – Stichwort ‚Auskommen mit dem Einkommen‘“, so Mitterlehner im Gespräch mit der APA.