NL: Finanzministerin verlässt nach Drohungen Politik

Die niederländische Finanzministerin Sigrid Kaag hat als Konsequenz aus Drohungen gegen ihre Person ihren Rückzug aus der Politik angekündigt. Sie handle aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Familie, sagte die 61-Jährige der Zeitung „Trouw“ heute.

„Schwere Last für meinen Mann und meine Kinder“

„Meine Arbeit war eine schwere Last für meinen Mann und meine Kinder.“ Sie werde nach der Neuwahl im Herbst die Politik verlassen. „Ich höre nicht auf, weil meine Sicherheit ein Problem für mich ist.“ Aber für ihre Familie sei es ein Problem.

„Ich würde mich für sie freuen, wenn sich die Lage beruhigen würde.“ Die erfahrene UNO-Diplomatin war 2017 als Außenministerin in die niederländische Politik eingetreten.

„Giftiges“ Umfeld

Im Mai hatte Kaag beklagt, dass das Umfeld für Politiker in den Niederlanden „giftig“ geworden sei. Sie und viele ihrer Kollegen würden ständig bedroht und brauchten deswegen oft großen Personenschutz. In einer Fernsehsendung sprachen ihre beiden Töchter kürzlich über ihre Sorgen um ihre Mutter wegen der Drohungen. Das hatte die Ministerin sichtlich bewegt.

Rutte kündigte Rückzug an

Mit Kaag kehrt ein weiteres Mitglied der aktuellen Regierung der Politik den Rücken. Erst am Montag hatte der langjährige Regierungschef Mark Rutte angekündigt, sich nach der kommenden Wahl zurückzuziehen.

Zuvor war seine Vierparteienkoalition im Streit über eine verschärfte Einwanderungspolitik zerbrochen. Auch Außenminister Wopke Hoekstra von der christdemokratischen CDA hatte kürzlich erklärt, dass er bei der voraussichtlich Mitte November stattfindenden Wahl nicht mehr antreten werde. Kaag, die nun auch das Handtuch wirft, hatte die linksliberale Partei D66 bei der Wahl 2021 auf den zweiten Platz hinter Ruttes konservativer VVD geführt.