Autor Richard von Schirach gestorben

Der Autor Richard von Schirach ist tot. Der Sinologe starb bereits am Dienstag im Alter von 81 Jahren, wie der Hanser Verlag gestern in München mitteilte. Er war der Onkel des Juristen und Schriftstellers Ferdinand von Schirach und hinterlässt zwei Kinder: die Philosophin Ariadne von Schirach und den Schriftsteller Benedict Wells.

Seine Werke waren in viele Sprachen übersetzt worden, er selbst war unter anderem Übersetzer und Herausgeber der Biografie des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi.

Richard von Schirach, 2005
IMAGO

Diese erschien 1973 unter dem Titel „Ich war Kaiser von China. Vom Himmelsohn zum neuen Menschen“ im Hanser Verlag und wurde unter dem Titel „Der letzte Kaiser“ von Bernardo Bertolucci verfilmt.

Auseinandersetzung mit Vater

2005 erschien Richard von Schirachs autobiografisches Buch „Der Schatten meines Vaters“. Darin setzt er sich mit seiner Herkunft auseinander, denn er war das vierte Kind des nationalsozialistischen Reichsjugendführers Baldur von Schirach und dessen Frau Henriette, der Tochter des Hitler-Fotografen Heinrich Hoffmann.

In seinem Buch berichtete Richard von Schirach in der Ich-Perspektive von seinen Erinnerungen. Seinen Vater, den die Alliierten in den Nürnberger Prozessen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten, kannte er demnach lange Zeit vor allem aus Erzählungen und Briefen.

Als er ihn 1953 als Elfjähriger zum ersten Mal im Gefängnis in Spandau besuchen sollte, fürchtete er, von ihm nicht erkannt zu werden. Der Vater blieb bis 1966 in Haft. Seine Söhne holten ihn ab, als er entlassen wurde. 1974 starb er.