Leiner Villach
ORF/Christian Öser
Weiterverkauf

Kika/Leiner-Immobilien als Wanderpokal

Die von Rene Benkos Signa vor Bekanntwerden der Insolvenz gewinnbringend verkauften Immobilien von kika/Leiner sollen laut „Kronen Zeitung“ schon wieder weiterverkauft werden. Das operative Geschäft befindet sich weiterhin im Sanierungsverfahren. Auch hier bergen neue Schlagzeilen Zündstoff: Laut „Standard“ flossen drei Stunden vor dem Insolvenzantrag Bargeldsummen an eine nicht auffindbare Firma im Steuerparadies Zypern.

Der neue Eigentümer der kika/Leiner-Immobilien, die Supernova-Gruppe des deutschen Investors Frank Albert, hatte schon zuvor angekündigt, die Standorte verwerten zu wollen. Dass es so schnell passiert, überraschte aber doch. Schon mit Monatsende, wenn 23 von 40 Standorten aufgelassen werden, könnten die ersten Häuser schon wieder einen neuen Besitzer haben.

Laut Ö1-Morgenjournal geht es um 24 Objekte, davon 18 Möbelhäuser und sechs Abhollager. Die Immobilien stehen in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und der Steiermark.

Wie die „Krone“ berichtete, wurde das Maklerbüro CBRE beauftragt, Käufer zu finden. Es seien bereits Präsentationsmappen verschickt worden. Interesse daran soll es vor allem aus der Möbel- und Lebensmittelbranche geben. Auch Amazon, das auf der Suche nach einem passendem Logistikzentrum sein soll, könnte Interesse haben.

Hälfte des Geldes soll wieder hereinkommen

Signa hatte die Möbelkette kika/Leiner 2018 von der südafrikanischen Steinhoff-Gruppe übernommen und damit eigenen Angaben zufolge eine Insolvenz verhindert. Damals soll laut Medienberichten auch Sebastian Kurz (ÖVP) als Bundeskanzler eine Rolle gespielt haben. Unmittelbar nach der Übernahme wurde ein Sanierungskurs eingeschlagen und das gesamte Osteuropa-Geschäft verkauft. Während der Pandemie hatte kika/Leiner Steuerstundungen in Höhe von 150 Millionen Euro beansprucht. Ein Großteil davon dürfte nach der Insolvenz verloren sein.

Erst vor rund vier Wochen hatte die Supernova-Gruppe die Immobilien von der Signa gekauft. Als Kaufsumme wurden 350 Millionen Euro kolportiert. Nun will Albert, wie der „Standard“ berichtet, rund die Hälfte davon durch den neuerlichen Verkauf wieder einspielen.

Möbelsparte im Sanierungsverfahren

Das operative Geschäft hingegen, die Möbelsparte, war um deutlich weniger über den Ladentisch gegangen. Je nach Quelle handelte es sich um einen oder drei symbolische Euro, die der ehemalige Supernova-Geschäftsführer Hermann Wieser gezahlt haben soll. Wieser meldete vor rund einem Monat die Insolvenz für kika/Leiner an, 1.900 Beschäftigte verlieren ihre Jobs, und rund die Hälfte der Filialen werden geschlossen. Wieser sei angetreten „um zu retten, was zu retten ist“, wie er sagte.

Auf die restlichen Filialen sollen die nunmehrigen Immodeals keine Auswirkungen haben, so die „Presse“. Man habe einen langfristigen Mietvertrag, der „über mindestens fünf Jahre“ gehe, so ein Sprecher.

Bericht: Bargeld an Firma auf Zypern

Wieser sorgte aber noch in einer anderen Angelegenheit für Schlagzeilen: Wie der „Standard“ am Donnerstag berichtete, soll er drei Stunden vor dem Insolvenzantrag die kika/Leiner-Filialen angewiesen haben, jeweils einen Barbetrag von 2.280 Euro bereitzustellen. Das Geld sollte für einen externen Sicherheitsdienst mit Namen „Personen und Objektschutz Int. Limited“ verwendet werden – angesichts des zu erwartenden Ansturms auf den Abverkauf nicht weiter bemerkenswert.

Kika/Leiner-Immobilien werden weiterverkauft

Kurz vor der Insolvenz sind die kika/Leiner-Immobilien von Rene Benkos Signa-Gruppe an die Supernova verkauft worden. Nicht einmal zwei Monate später soll ein Teil des Immobilienpakets weiterverkauft werden.

Doch der Sitz der Sicherheitsfirma sei im Steuerparadies Zypern, wo die in Summe rund 80.000 Euro in bar hingeflossen sein sollen. Doch „Personen und Objektschutz Int. Limited“ scheine im dortigen Handelsregister nicht auf, auch eine Mail an den Firmensitz sei unbeantwortet geblieben.

Für kika/Leiner sei diese Firma lediglich „ein Erstkontakt“ gewesen, es habe alles schnell gehen müssen, zitierte das Blatt eine Stellungnahme. Es sei alles „selbstverständlich gegen buchungsfähige Belege“ erfolgt. Die „gesamte Abwicklung und Verrechnung“ sei aber ohnehin über ein österreichisches Unternehmen erfolgt, welches, blieb aber offen.

Prüfung läuft

Rund um Verkäufe samt Gewinnen, Insolvenz und Kündigungen ist in den vergangenen Wochen auch ein Politstreit entbrannt. Derzeit prüft die Finanzprokuratur als Vertreterin der Republik den Deal, auch der Ruf nach einem eigenen U-Ausschuss wurde schon laut. Die Gewerkschaft regte eine unabhängige Untersuchungskommission an. Die Pleite ist die größte in Österreich seit zehn Jahren. Im Sanierungsverfahren können die Gläubiger bis Anfang August ihre Forderungen anmelden.