Polizeianruf wegen Schlafendem: Kritik an Wiens ÖVP-Chef

Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer hat offenbar wegen eines Mannes, der auf einer Parkbank im Bereich der Mariahilfer Straße geschlafen hatte, eigens die Polizei geholt. Die Aktion rüttelte gestern die Stadtpolitik heftig durch.

Die Stadt Wien dankte Mahrer heute etwas hämisch für sein Engagement für Obdachlose, empfahl aber, sich künftig an die zuständigen Hilfseinrichtungen zu wenden.

Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) legte Mahrer heute nahe, sich lieber noch intensiver mit den Problemen wohnungsloser Menschen zu beschäftigen und sich „gleich nützlich“ zu machen. Er lud Mahrer ein, einen Tag lang in einer entsprechenden Betreuungseinrichtung ehrenamtlich tätig zu sein. „Das hilft sicher mehr, als die Polizei mit einem Mittagsschlaf zu beschäftigen“, vermutete Hacker gegenüber der APA.

„Danke an das große Engagement von Herrn Mahrer in diesem Zusammenhang. Gerade er muss aber wissen, wie es um die Ressourcen der Polizei in Wien bestellt ist“, hielt auch der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, fest.

Grüner Bezirksrat beobachtete Aktion

Konkret war Mahrer von Silvio Heinze, einem Bezirksrat der Grünen in Neubau, beobachtet worden, wie er die Exekutive verständigte. Er habe Mahrer dabei gesehen, wie er dabei gewesen sei, einen „Skandal“ zu produzieren, ließ Heinze via Twitter wissen.

Der ÖVP-Chef habe nicht nachgefragt, wie es dem Mann gehe, und auch die Rettung nicht verständigt, teilte der grüne Politiker mit. Die Aktion soll zudem von der ÖVP gefilmt worden sein.

Mahrer: Habe „Profis“ verständigt

Mahrer reagierte ebenfalls auf Twitter. Er habe gesehen, dass bei dem Mann Atmung vorhanden gewesen sei. Für eine „Prüfung des Sachverhalts“ habe er die „Profis“, also die Polizei, verständigt. Die Situation, dass Menschen vermehrt auf Bänken oder „am Boden unter Flaschenbergen“ liegen, sei nicht akzeptabel, so der ÖVP-Stadtchef. Man wolle „hinschauen“ und Verbesserungen für Anrainerinnen und Anrainer finden.

Mahrer bestätigte, mit einem „Team“ unterwegs gewesen zu sein. Zuletzt hatte er bereits mit einem Videodreh auf dem Brunnenmarkt für Verwunderung gesorgt. Dort hatte er Unternehmer gefilmt und beklagt, dass diese zum Teil aus anderen Ländern stammen. „Syrer, Afghanen und Araber“ hätten auf dem Markt „die Macht“ übernommen, so seine Diagnose.

Plätze zum Ausruhen im Schatten sind in der Großstadt oft rar. Während Hitzewellen wird das besonders deutlich. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialarbeit sind deshalb im öffentlichen Raum unterwegs, um Hilfestellung zu bieten. Die Stadt Wien verwies auch auf die Tageszentren, in denen sich Betroffene an heißen Tagen von der Hitze erholen können.