Menschen schützen sich vor der Hitze in Rom
AP/Petros Giannakouris
Um die 45 Grad

Hitzewelle hat Südeuropa fest im Griff

Die aktuelle Hitzewelle in Teilen Europas wird noch mehrere Tage anhalten. Inzwischen greifen die Behörden ein, weil die Temperaturen schon in lebensfeindliche Höhen steigen. In Griechenland etwa schloss die Akropolis am Freitag, Beamte wurden ins Homeoffice geschickt. Auch in der Nacht fällt das Thermometer nicht mehr unter die Marke von 30 Grad Celsius.

Das Hochdrucksystem, das von Nordafrika aus das Mittelmeer überquerte, wird noch Temperaturen von 45 Grad bringen, mancherorts sogar darüber. Die Behörden in mehreren Ländern bereiteten Notfallmaßnahmen, Mobiltelefonwarnungen und Anpassungen des Personalbestands vor.

87 Wetterstationen in Griechenland verzeichneten bereits am Freitag Höchstwerte über 40 Grad. Die höchste Temperatur des Jahres lag bisher mit 44,2 Grad in Theben rund 50 Kilometer nordwestlich von Athen, wie das Nationale Observatorium am Samstag mitteilte.
Wie schon am Freitag soll auch am Samstag die Akropolis für fünf Stunden geschlossen werden, „zum Schutz von Arbeitern und Touristinnen an der archäologischen Stätte“, so Kulturministerin Lina Mendoni. Dort sei „die vom Körper gefühlte Temperatur (…) erheblich höher“ als die in der Stadt ohnehin gemessenen Temperaturen über 40 Grad. Am Freitag erlitt auch eine Touristin während des Besuches der Akropolis einen leichten Hitzschlag.

Südeuropa ächzt unter Hitze

Am Wochenende werden in Griechenland und auf Zypern, aber auch im Westen der Türkei Temperaturen über 40 Grad erwartet.

Schon am Donnerstag war das Rote Kreuz am Fuße des 2.500 Jahre alten Monuments im Einsatz gewesen, um bis zu 30.000 Wasserflaschen zu verteilen und Reisenden zu helfen, die wegen der Hitze einen Sonnenstich erleiden oder ohnmächtig werden könnten.

Öffentliches Leben gelähmt

In Athen und anderen griechischen Städten wurden die Arbeitszeiten für den öffentlichen Sektor und viele Unternehmen geändert, um der Mittagshitze zu entgehen, und gleichzeitig klimatisierte Bereiche für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Staatsbedienstete wurden aufgefordert, im Homeoffice zu arbeiten. Zudem ordnete das Arbeitsministerium an, dass die Beschäftigte von Lieferservices wie Pizzadiensten erst nach 17.00 Uhr die Arbeit aufnehmen dürfen. Weite Teile der Wirtschaft schränkten ihre Aktivitäten ein.

Rettungskräfte während einer Hitzewelle in Athen
APA/AFP/Spyros Bakalis
Bevor die Akropolis geschlossen wurde, hatte das Rote Kreuz Wasser verteilt

Bereits in der Nacht auf Freitag blieben die Temperaturen über 30 Grad, und das dürfte sich auch in den kommenden Tagen nicht ändern. Ein Rückgang der Temperaturen auf für die Jahreszeit übliche Werte um die 35 Grad ist nach Angaben der Meteorologinnen und Meteorologen in Athen zunächst „nicht in Sicht“. Von Sonntag an sollen zudem Nordwinde einsetzen. Wegen der extremen Trockenheit werde dann die Waldbrandgefahr hoch sein, teilte der griechische Zivilschutz mit. Am Freitag gab es bereits ein Buschfeuer auf der Ferieninsel Naxos, Löschzüge und Hubschrauber waren im Einsatz.

Ähnliche Zustände herrschten auf Zypern. Am Freitag hätten die Thermometer in der Hauptstadt Nikosia 43 Grad angezeigt, berichtete der Rundfunk der Insel. Die Behörden forderten die Bevölkerung auf, Waldgebiete zu meiden, in denen unbeabsichtigt Brände verursacht werden könnten.

Appell, Mittagshitze zu meiden

In Italien warnte das Gesundheitsministerium des Landes am Freitag die Bewohnerinnen und Bewohner von zehn Städten, darunter Rom und Bologna, sich aufgrund der extremen Temperaturen nicht in der Mittagshitze aufzuhalten. Die Sorge ist berechtigt: Diese Woche starb bereits ein Mann in Italien, nachdem er während Straßenarbeiten kollabiert war. Am Wochenende werden die Temperaturen in Italien in einigen Gebieten voraussichtlich zwölf Grad über dem Durchschnitt erreichen.

Grafik zur Hitzewelle in Europa
Grafik: APA/ORF; Quelle: EFFIS

In Bulgarien riefen die Behörden schon am Donnerstag die zweithöchste Warnstufe Orange aus – mit dem heißesten Tag seit Jahresbeginn. Höchsttemperaturen bis 41 Grad gibt es in Plowdiw und in Russe an der Donau. Die Hitzewelle soll das Land Meteorologinnen und Meteorologen zufolge rund zehn Tage lang fest im Griff haben.

Regenfälle sorgten zuletzt in Kroatien für etwas Ruhe, doch wüten hier schon Waldbrände. Wegen eines Feuers in Küstennähe ordneten die Behörden an, einen Teil des Gebiets nahe der adriatischen Stadt Sibenik zu evakuieren. Das Dorf Grebastica wurde durch das Feuer verwüstet, Autos und Häuser wurden zerstört. Rund 140 Feuerwehrleuten sei es gelungen, die Flammen bis zum Freitag niederzukämpfen, berichtete das kroatische Nachrichtenportal Index.hr.

Achtgeben auf Ältere und Tiere

Auch Spanien stöhnt weiter unter der Hitze, hier ebbte die zweite offizielle Hitzewelle dieses Sommers aber leicht ab. Der Wetterdienst AEMET, der zuvor noch für mehrere Regionen gewarnt hatte, rief nur noch für den Süden von Gran Canaria die höchste Alarmstufe Rot aus. Auf dem Festland sollte es aber vor allem in Teilen von Andalusien mit Temperaturen von bis zu 40 Grad sehr heiß bleiben.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

In TV-Werbespots wurden die Spanierinnen und Spanier aufgefordert, auf Ältere und Haustiere angesichts der Hitze Acht zu geben. Teile des Landes sind nach Angaben von Experten und Expertinnen so trocken wie seit tausend Jahren nicht mehr. Es war auch der heißeste und trockenste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

In der Türkei kämpften die Rettungskräfte gleichzeitig gegen Brände und Fluten. Bei Überschwemmungen an der nördlichen Schwarzmeer-Küste kamen drei Menschen ums Leben. In der südwestlichen Region Milas versuchte die Feuerwehr mit Flugzeugen und Hubschraubern, einen Flächenbrand einzudämmen. „Während es auf der einen Seite des Landes Hitze und Brände gibt, gibt es auf der anderen Seite Überschwemmungen“, sagte der stellvertretende türkische Landwirtschaftsminister Veysel Tiryaki. „In unserem Land und auf der ganzen Welt kämpfen wir mit dem Klimawandel.“

48 Grad erwartet

Die Europäische Weltraumagentur (ESA) verfolgt die Hitzewelle in Europa. Sie warnte davor, dass auch Teile Nordeuropas demnächst betroffen sein werden. „Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen stehen alle vor einer großen Hitzewelle, wobei die Temperaturen auf den Inseln Sizilien und Sardinien voraussichtlich auf 48 Grad Celsius steigen werden – möglicherweise die höchsten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden“, so die Agentur am Donnerstag. Bisher liegt der Europahöchstwert bei 48,8 Grad, die im August 2021 in Floridia auf Sizilien erreicht wurden.

Menschen schützen sich vor der Hitze in Rom
Reuters/Guglielmo Mangiapane
In Rom wurden die Menschen aufgefordert, die pralle Mittagshitze zu meiden. Nicht alle folgten dem Appell.

Auch der Süden der USA leidet derzeit unter extremer Hitze. Für mindestens 93 Millionen Menschen im Land gelte eine Warnung vor übermäßiger Hitze, teilte der US-Wetterdienst am Freitag mit. Am Wochenende seien Rekordtemperaturen zu erwarten. In einigen Regionen im Süden der US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Arizona wurden für das Wochenende bis zu knapp 49 Grad vorhergesagt. Gleichzeitig sagten die Meteorologinnen und Meteorologen heftigen Regen für den Nordosten des Landes voraus.

Extremwetterereignisse werden häufiger

„Extreme Wetterereignisse, die in unserem sich erwärmenden Klima immer häufiger auftreten, haben erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme, die Wirtschaft, die Landwirtschaft sowie die Energie- und Wasserversorgung“, sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, am Freitag in Genf. „Das unterstreicht die zunehmende Dringlichkeit, die Treibhausgasemissionen so schnell und so tiefgreifend wie möglich zu reduzieren.“

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut UNO-Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.