Mann kühlt sich mit Wasser aus einer Trinkflasche
Reuters/Ognen Teofilovski
Südeuropa

Warnung vor neuer Hitzewelle

Temperaturen um die 40 Grad untertags und 30 Grad nachts machen den Menschen in weiten Teilen Südeuropas weiter zu schaffen. Mancherorts gab es zwar leichte Entspannung, aber die nächste Hitzewelle steht vor der Tür. In immer mehr Städten Italiens gilt Alarmstufe Rot, Athen rief zum Autoverzicht auf. Im Westen der Türkei mussten 48 Menschen ins Krankenhaus.

Die Hitze konzentriert sich derzeit auf Griechenland, wo bereits am Freitag in Theben 44,2 Grad gemessen wurden. 87 Wetterstationen im Land verzeichneten bereits Werte über 40 Grad. Auch für das Wochenende erwarteten die Meteorologinnen und Meteorologen keinen Rückgang der Hitze. Außerdem steigt durch die hohe Trockenheit die Gefahr für Waldbrände, warnten der Zivilschutz und die Feuerwehr am Samstag.

In Italien wurden vorerst niedrigere Temperaturen um die 35 Grad verzeichnet, ab kommender Woche aber könnte das Hochdruckgebiet „Caronte“ auch dort für Rekordwerte sorgen. In den großen Städten werden über 40 Grad prognostiziert – in Teilen Sardiniens bis zu 47 Grad, auf Sizilien möglicherweise sogar 48 Grad. Notärztinnen und Notärzte sowie Krankenhäuser bereiten sich bereits vor.

Frau mit Sonnenschirm vor leerem Cafe auf Zypern
Reuters/Yiannis Kourtoglou
Luftige Kleidung und im Schatten bleiben wird allgemein geraten, denn auch die Sonnenbrandgefahr ist hoch

Für 15 italienische Städte, darunter Rom, Bologna und Florenz, wurde die Alarmstufe Rot ausgerufen. Das bedeutet, dass die Hitze auch für gesunde Menschen gefährlich werden kann. Vor einem Aufenthalt in der Sonne zwischen elf und 18 Uhr wurde gewarnt. Besonders für Alte und Kranke sowie Kleinkinder sind diese hohen Tagestemperaturen enorm anstrengend und hochgefährlich. Der italienische Wetterdienst erklärte, er befürchte „die intensivste Hitzewelle des Sommers, aber auch eine der intensivsten aller Zeiten“.

Vorübergehend Entspannung in Spanien

Im Süden Spaniens gab es eine leichte Entspannung mit Werten unter 40 Grad. Seit Tagen liegen aber hier die Tageshöchsttemperaturen etwa in Teilen Andalusiens immer wieder über 40 Grad. Selbst nachts hat es stellenweise noch 30 Grad, am frühen Morgen 25 Grad. Die nächste Hitzewelle ist laut dem Nationalen Wetterdienst Aemet unterwegs: Für Montag werden wieder mehr als 40 Grad in Cordoba erwartet. Auch auf Mallorca kommen die Menschen ins Schwitzen. Für Dienstag sind dort im Inneren der Insel ebenfalls 40 Grad möglich.

Grafik zur Hitzewelle in Europa
Grafik: APA/ORF; Quelle: EFFIS

In der Türkei ist vor allem die Westküste von der Hitze betroffen. Am Samstag wurden dort laut Nachrichtenagentur Anadolu 48 Menschen mit Hitzschlag in Krankenhäusern behandelt. Das Kandilli-Observatorium in Istanbul riet den Menschen, viel Wasser zu trinken und Aufenthalte im Freien zu vermeiden. In der bei Touristinnen und Touristen beliebten Region rund um die Stadt Antalya kletterten die Thermometer auf bis zu 44 Grad.

Mann kühlt sich mit Wasser aus einem Brunnen
AP/Yorgos Karahalis
Jede Möglichkeit zur Abkühlung wird genutzt

Selbst im nördlich gelegenen Bulgarien sind die Temperaturen überdurchschnittlich: Am Donnerstag riefen die Behörden bereits die zweithöchste Alarmstufe Orange aus, mit dem heißesten Tag seit Jahresbeginn. Nach einer kurzen Entspannung soll es am Montag wieder extrem heiß werden. Meteorologinnen und Meteorologen erwarten Werte um die 40 Grad. Beunruhigend ist die langfristige Prognose, dass die Hitze in den kommenden zwei Wochen kaum nachlassen wird.

Probleme auch für Wirtschaft und Tourismus

Die Hitze ist nicht nur für die Menschen und die Natur ein Problem, auch die Infrastruktur und die Wirtschaft inklusive Tourismus leiden. In Griechenland wurden erneut etliche archäologische Stätten über die Mittagsstunden geschlossen, darunter die Akropolis in Athen, die um 11.30 Uhr am Vormittag keinen Einlass mehr erlaubte und erst ab 17.30 Uhr wieder Gäste empfing. Ein Gondoliere in Venedig sagte gegenüber der BBC, die Hitze mache Fahrten auf dem Wasser unerträglich, da die Gondeln selber so heiß würden.

Die griechischen Behörden riefen auf, private Autofahrten einzuschränken, weil Abgase in Ballungszentren wie Athen und Thessaloniki bei der Hitze die Luft stärker belasten. Außerdem wurde wegen der erhöhten Feuergefahr zur Vorsicht im Umgang mit Kraftstoffen wie Benzin geraten. Die Bahngesellschaft OSE kündigte an, dass die Züge wegen der hohen Temperaturen langsamer fahren werden, damit die Sicherheit auf den heißen Schienen gewährleistet bleibe.

Überfüllter Strand bei Palermo
Reuters/Igor Petyx
Auch für den Tourismus sind die Temperaturen eine Herausforderung

Durch die starke Trockenheit ist in den betroffenen Gebieten nicht nur die Landwirtschaft unter Druck, auch die Gefahr für Waldbrände steigt dramatisch. In Kroatien etwa wüten erneut Brände. Wegen eines Feuers in Küstennähe ordneten die Behörden an, einen Teil des Gebiets nahe der adriatischen Stadt Sibenik zu evakuieren. Das Dorf Grebastica wurde durch das Feuer verwüstet, Autos und Häuser wurden zerstört.

Auf der spanischen Ferieninsel La Palma verbrannten am Samstag innerhalb weniger Stunden rund 4.500 Hektar Land. 2.500 Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen, teilten die Behörden der Kanareninsel mit. Es sei niemand verletzt worden. Wegen der großen Trockenheit und heftiger Winde breiteten sich die Flammen schnell aus, berichtete der Bürgermeister des Ortes. 2023 verbrannten in Spanien bereits 66.000 Hektar Land.

48 Grad erwartet

Die Europäische Weltraumagentur (ESA) verfolgt die Hitzewelle in Europa. Sie warnte davor, dass auch Teile Nordeuropas demnächst betroffen sein werden. „Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen stehen alle vor einer großen Hitzewelle, wobei die Temperaturen auf den Inseln Sizilien und Sardinien voraussichtlich auf 48 Grad Celsius steigen werden – möglicherweise die höchsten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden“, so die Agentur am Donnerstag. Bisher liegt der Europahöchstwert bei 48,8 Grad, die im August 2021 in Floridia auf Sizilien erreicht wurden.

Weltweit war der Juni laut dem europäischen Copernicus-Dienst bereits der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erklärte die erste Juliwoche auf der Grundlage vorläufiger Daten ebenfalls zur bisher heißesten. Bereits seit Wochen leiden auch der Westen und Süden der USA unter extrem hohen Temperaturen. Der Nationale Wetterdienst (NWS) warnte am Samstag vor einem „extrem heißen und gefährlichem Wochenende“.

Auch in Nordafrika und Asien herrscht derzeit extreme Hitze. In Marokko kündigte der Wetterdienst eine bis Dienstag anhaltende Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 47 Grad an und warnte zudem vor Wassermangel. In China wurden am Wochenende in mehreren Provinzen bis zu 40 Grad oder mehr erwartet. In Japan mahnten die Behörden die Menschen wegen erwarteter Temperaturen von bis zu 39 Grad zur Vorsicht.

Extremwetterereignisse werden häufiger

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut UNO-Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Meteorologinnen und Meteorologen der betroffenen Länder weisen immer wieder auch auf den Klimawandel als Ursache für die Hitzewellen hin. In den kommenden Jahren erwarte man extreme Hitzewellen mit heißer Luft aus Afrika, heißt es etwa in der Türkei. Auch in Spanien haben sich die Hitzewellen in den vergangenen Jahren gehäuft, wie der dortige Wetterdienst mitteilte.