Vergewaltigungsvorwurf gegen deutsche Mallorca-Urlauber

Wegen einer möglichen Gruppenvergewaltigung hat die spanische Polizei auf Mallorca sechs Urlauber aus Deutschland der Justiz überstellt. In Handfesseln wurden die jungen Männer gestern von der Polizeihauptwache in Palma de Mallorca zum Gericht gebracht.

Verdächtige werden in eine Polizeistation auf Mallorca gebracht
picturedesk.com/dpa/Clara Margais

Im Gericht sollte ein Haftrichter entscheiden, ob die Beweise der Polizei so stichhaltig sind, dass er Untersuchungshaft für notwendig hält. Fünf Männer müssen in Untersuchungshaft, teilte das Gericht am späten Abend mit, eine Freilassung geegn Kaution wurde abgelehnt. Der sechste Mann wurde freigelassen.

Ein Verdächtiger darf nach spanischem Recht höchstens 72 Stunden ohne richterliche Anordnung festgehalten werden. Für Vergewaltigung drohen bis zu zwölf Jahre Haft.

In Hotel mitgegangen

Nach Angaben der Polizei hatte eine junge Frau an der Partyhochburg am Ballermann in der Nacht auf Donnerstag einen etwa gleichaltrigen Mann aus Deutschland kennengelernt. Sie habe eingewilligt, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption sei sie jedoch abgewiesen worden, weil sie dort kein Gast war.

Daraufhin seien die beiden in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes ebenfalls aus Deutschland abgestiegen waren. Als diese später in ihr Zimmer kamen, hätten vier von ihnen die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer der Verdächtigen habe die Tat mit seinem Handy gefilmt. Von ihrem eigenen Hotel aus habe die Frau dann die Polizei alarmiert.

„Nur Ja heißt Ja“-Gesetz in Kraft

In spanischen Medien wurden die sechs Männer teilweise als „Manada alemana“ bezeichnet, als „deutsches Rudel“. Damit wurde eine Parallele zu einer Gruppenvergewaltigung 2016 in Pamplona gezogen. Damals hatten fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt.

Ein zunächst sehr mildes Urteil gegen diese als „Manada“ bezeichneten Männer löste Demonstrationen im ganzen Land aus. Das Sexualstrafrecht wurde in der Folge geändert. Das neue „Nur Ja heißt Ja“-Gesetz führte jedoch unerwartet zur vorzeitigen Haftentlassung vieler Sexualverbrecher und stürzte die Regierungskoalition in eine Krise.