Bergkarabach-Konflikt: Aserbaidschan übt Kritik an Russland

Aserbaidschan wirft Russland vor, seinen Verpflichtungen aus dem Waffenstillstandsabkommen zum Konflikt mit Armenien um die Kaukasusregion Bergkarabach von 2020 nicht nachzukommen. Moskau unternehme nichts, um zu verhindern, dass Armenien die Separatisten in der Enklave mit militärischer Ausrüstung beliefere, so das Außenministerium in Baku heute. Gestern hatten sich Armeniens Premier Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew in Brüssel getroffen.

„Die russische Seite hat die vollständige Umsetzung des Abkommens im Rahmen ihrer Verpflichtungen nicht sichergestellt“, so das aserbaidschanische Außenministerium. Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die hauptsächlich von Armeniern bewohnte Enklave Bergkarabach. Es gab bereits zwei Kriege mit Tausenden Toten.

Immer wieder tödliche Auseinandersetzungen

Nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6.500 Toten im Jahr 2020 hatte Russland ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Seitdem gibt es aber immer wieder tödliche Auseinandersetzungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze.

Für die Kontrolle des Waffenstillstands sind laut dem Abkommen russische Truppen zuständig. Diese sichern auch den Latschin-Korridor, die einzige Verbindung zwischen der Regionalhauptstadt Stepanakert und Armenien.

Aserbaidschan hatte die Straße am Dienstag gesperrt und damit Proteste und Furcht vor einer Versorgungskrise in Bergkarabach ausgelöst. Am Samstag hatte das russische Außenministerium Aserbaidschan aufgefordert, die Straße wieder zu öffnen.

Unabhängigkeit 1991 erklärt

Das überwiegend von Armeniern bewohnte Bergkarabach (Nagorny-Karabach) gehört aus Sicht der Vereinten Nationen zu Aserbaidschan. Die Enklave hat aber 1991 ihre Unabhängigkeit von der Regierung in Baku erklärt. Die beiden Ex-Sowjetrepubliken streiten um das Gebiet seit Jahrzehnten. 2020 war der Konflikt in einem Krieg eskaliert, der mit einer von Russland vermittelten Waffenruhe endete.