Geboren wurde „La Birkin“, wie sie in ihrer Wahlheimat Frankreich genannt wurde, 1946 in London. Sie stand bereits mit 17 vor der Kamera und drehte über 40 Filme. 1967 spielte sie in „Blow Up“ ein Fotomodel – nur bekleidet mit Stutzen. Der Film von Michelangelo Antonioni wurde in Cannes 1967 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Ein Jahr später erschien der Erotikthriller „Der Swimmingpool“, in dem sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon spielte.
Jane Birkin ist tot
Die Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin ist im Alter von 76 Jahren in Paris verstorben. Größere Bekanntheit erlangte sie durch facettenreiche Filmrollen und geflüsterte Chansons.
Ikone wider Willen
Birkin war eine Ikone der 60er und 70er Jahre. Für sie hat Hermes eine der bekanntesten Handtaschen der Welt, die Birkin Bag, entworfen. Über diese Zeit sagte sie Jahrzehnte später, dass sie sich mit diesem Image gar nicht identifizieren konnte.
Sexiness gepaart mit Pragmatik, unverblümte Nacktheit in Verbindung mit mädchenhafter Verletzlichkeit wirkten bei ihr nie gestellt oder inszeniert, sondern stets wie natürliche, direkte Konfrontationen mit ihrer Persönlichkeit, die sich später – an der Seite des Schauspielers Gainsbourg – weiter entfaltete. Die androgyn wirkende Künstlerin arbeitete aber nicht nur am eigenen Stil, sondern auch am Image des distinguierten jüdischen Intellektuellen Gainsbourg.
Jane und Serge, Serge und Jane
Doch zuerst heiratete sie im Alter von 19 Jahren den englischen Filmkomponisten John Barry. In der Ehe mit dem patriarchalen und wesentlich älteren Barry fühlte sie sich einsam, auch die 1967 geborene Tochter Kate änderte nichts an der Situation. Bereits ein Jahr später lernte sie die Liebe ihres Lebens kennen, wie Günter Krenn in seiner im Aufbau Verlag erschienenen Doppelbiografie „Serge und Jane“ herausarbeitete.
Laut Krenn notierte Birkin zur Begegnung in ihr Tagebuch: „Ich habe gerade eben den Dreh für einen Film namens Slogan in Frankreich abgeschlossen. Darin gibt es einen Mann, den ich liebe, und sein Name ist Serge Gainsbourg. Er hat ein sehr merkwürdiges Benehmen, aber ich liebe ihn, er ist so anders als alles, was ich kenne, ziemlich degeneriert, aber gleichzeitig rein.“
Welthit mit zwei Millionen verkauften Tonträgern
Ein Jahr nach diesem Eintrag veröffentlichten Birkin und Gainsbourg ihren Welthit „Je t’aime … moi non plus“, dessen über zwei Millionen verkaufte Exemplare die beiden sowohl reich als auch berühmt machten. Nicht nur Birkins obsessives Stöhnen und der mehr gehauchte als gesungene Text etablierten „Je t’aime … moi non plus“ als Gainsbourgs populärsten Song. Auch Verbote und gerichtliche Klagen trugen zu den astronomischen Verkaufszahlen bei.
1980 trennte sich das Paar, Birkin zog mit der gemeinsamen Tochter Charlotte und mit Kate aus Gainsbourgs Haus in der Pariser Rue de Verneuil aus und übersiedelte ins Hotel Hilton.
Stoff für Tagebucherzählungen an Kuscheltier
Die Jahre mit Gainsbourg, die gemeinsamen Arbeiten, ihre Konflikte, Gedanken und Gefühle hat Jane Birkin in Tagebüchern festgehalten, wie Krenn in seiner Biografie minutiös nacherzählt. Adressat war dabei ihr Stoffaffe „Munkey“ aus Kindertagen. Birkin schrieb hier ungehemmt über ihre Ängste und Hoffnunge, wie auch über Filmarbeiten, etwa mit Peter Ustinov, Romy Schneider und Maggie Smith.
In der Folge lebte Birkin mit dem Regisseur Jacques Doillon zusammen. Die gemeinsame Tochter Lou wurde 1982 geboren, Gainsbourg wurde der Taufpate. Als Gainsbourg 1991 starb, ging auch ihre Beziehung zu Doillon zu Ende. Ihre schauspielerische Karriere hatte neben ihrer musikalischen Platz, 1988 spielte sie etwa die Hauptrolle in „Die Zeit mit Julien“ der Regisseurin Agnes Varda.
14 Alben, zuletzt kaum Auftritte mehr
Es folgten weitere Schicksalsschläge, etwa 2013 der Suizid ihrer Tochter Kate. Ende 2020 erschien ihr 14. Album „Oh! Pardon tu dormais …“, in dem sie ihre Biografie musikalisch noch einmal Revue passieren ließ. Ihre Auftritte in der Öffentlichkeit wurden ab 2012 wegen einer Autoimmunkrankheit immer seltener.
Im September 2021 erlitt sie einen Schlaganfall und musste in der Folge Termine absagen. „Ich war immer eine große Optimistin, und mir ist klar, dass ich noch ein wenig Zeit brauche, um wieder auf der Bühne und mit euch fähig zu sein“, schrieb sie in einer Erklärung im Mai, in der sie erneute Absagen bekanntgab.