Hochspannungsmast
ORF.at/Christian Öser
Kritik von AK und E-Control

Senkung der Energiepreise undurchsichtig

Die Energiepreise gehen im Großhandel seit Monaten zurück, nun kommen die Senkungen auch bei den Haushalten an. Leicht wird es den Kundinnen und Kunden aber nicht gemacht, kritisieren Arbeiterkammer (AK) und die Regulierungsbehörde E-Control: Die Angebote seien teils kaum zu durchschauen und mit neuen Vertragsbindungen verknüpft. Bei den Energieunternehmen verwies man auf eine unsichere Rechtslage.

AK-Energiepreisexpertin Christina Brichta-Hartmann appellierte am Montag im Ö1-Morgenjournal an die Energieversorger, „klassische, echte Preissenkungen in Bestandsverträgen durchzuführen“. Flächendeckend passiere das aktuell nicht, die Preissenkungen würden teils chaotisch ablaufen. Einige Anbieter würden Kunden auch ohne Wechsel einen günstigeren Tarif gewähren, andere nur bei Abschluss neuer Verträge.

Vor der Energiekrise seien die Preise einfach angepasst worden, sagte Brichta-Hartmann. Die Lage war übersichtlich – dahin sollte man zurückkehren. Auch E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch kritisierte im Morgenjournal, dass die Preissenkungen vielfach nur mit Rabatten oder Gratisenergietagen erfolgen würden.

Beispiel Wien Energie

Er führte das Beispiel Wien Energie an. Dort liege der Energiepreis bei 33 Cent pro Kilowattstunde und sinke nur durch Rabatte und „Freitage“ auf 16 Cent. Dieser Preis sei „durchaus gut“, so Urbantschitsch, „aber alles andere als transparent“.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch
APA/Robert Jaeger
Wolfgang Urbantschitsch

Und: „Würde dieser Rabatt wieder wegfallen, dann kommt man erst recht wieder zurück auf den hohen Preis. Und das ist auch etwas, was wir als E-Control kritisieren. Das heißt, man muss schauen, dass man jetzt auch vonseiten der Energiewirtschaft versucht, mehr Transparenz hineinzubekommen.“

Es gebe aber auch „ein großes Maß an Rechtsunsicherheit im Augenblick, was Preisänderungen betrifft“. Es sei für die Unternehmen nicht einfach, einen Weg zu finden, „damit man in rechtssicherer Weise die Preise anpasst“. Das hänge aber auch von den angebotenen Verträgen und von der Art der Kommunikation ab – hier hätten die Unternehmen einen Aufholbedarf, die Kommunikation an die einzelnen Kunden anzupassen.

Preisvergleiche immer ratsam

Die Forderung der Arbeiterkammer, ausschließlich „klassische“ Preissenkungen in bestehenden Verträgen zuzulassen, teilte Urbantschitsch nur bedingt. Es sei schon sinnvoll, wenn es unterschiedliche Preismodelle gebe, die auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden eingehen.

Sinkende Preise: Kritik an Energieunternehmen

Die Energiepreise gehen im Großhandel seit Monaten zurück, nun kommen die Senkungen auch bei den Haushalten an. Leicht wird es den Kundinnen und Kunden aber nicht gemacht, kritisieren Arbeiterkammer (AK) und die Regulierungsbehörde E-Control.

Was man immer machen sollte, sei, Preisvergleiche anzustellen, etwa mit Hilfe des Tarifkalkulators der E-Control. „Die beste Möglichkeit, die Energieunternehmen zu mehr Transparenz und zu guten Preisen zu bringen, besteht einfach darin, dass man schaut: Was wird denn am Markt sonst angeboten? Und man eben den Lieferanten sonst wechselt.“

Wien Energie verweist auf unsichere Rechtslage

Der Chef der Wien Energie, Michael Strebl, entgegnete der Kritik von AK und E-Control im Ö1-Mittagsjournal mit der unsicheren Rechtslage. „Es ist ein rechtlicher Graubereich“, so Strebl. Es sei gesetzlich nicht ganz genau geregelt, wie Vertragsänderungen umzusetzen seien. Um ganz sicher zu gehen, mache man das bei der Wien Energie mit einem neuen Vertrag.

Nach Ansicht des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) wäre eine Preissenkung auch ohne neuen Vertrag möglich, die Kunden müssten einfach nur zustimmen. Weil Preiserhöhungen- und -senkungen argumentiert werden müssten, würden es die Unternehmen vorziehen, gleich neue Verträge abzuschließen.

EVN sieht komplexe gesetzliche Rahmenbedingungen

Zudem wollen die Energieunternehmen Verträge mit Preisbindung, für die eine Zustimmung notwendig ist. „Wir kaufen zu einem bestimmten Preis eine bestimmte Menge ein und garantieren diesen Preis“, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach im Mittagsjournal.

Auch Zach verwies auf teilweise sehr komplexe gesetzliche Rahmenbedingungen. „Es gibt ein Dutzend Gesetze und Verordnungen, in denen geregelt wird, was ein Energielieferant seinen Kunden mitzuteilen hat. Viele Kunden sind aber von der Vielzahl an Informationen stark überfordert.“

Konsumentenschutzminister Johannes Rauch (Grüne) verwies auf ORF-Anfrage auf Verbesserungen, die ab 1. September in Kraft treten sollen. Dann soll jährlich über Wechselmöglichkeiten und günstigere Tarife informiert werden.